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Aua640: Goldner-Artikel gegen Nazis und UL provoziert Tierrechtler

 

 

{TS-Kritik}

[19.05.2012]


[Aktualisierung: 25.02.2012 am Ende vom Text]

 

Wie viel menschliche Größe braucht es,
jemanden für eine sachlich zutreffende Kritik zu loben,
den man so gut leiden kann
wie schwarze Seife oder einen Teller Eiter mit grünen Pickeln?
Sehense!

Es begab sich aber im März des Jahres 2012, dass der Psychologe und Tierrechtler Colin Goldner auf der Website der Albert-Schweitzer-Stiftung einen Artikel veröffentlichte, der die notwendige Abgrenzung der Tierrechtsbewegung von pseudotierrechtlichen Gruppen zum Gegenstand hatte.

Diesen schlägt der Autor unter anderem die Glaubensgemeinschaft <Universelles Leben> sowie die Neonazis zu. Nicht unerhebliche Teile der Tierrechtsbewegung gewährten Letztgenannten unter einer einfältigen „Hauptsache-für-die-Tiere“-Rhetorik Zutritt, so der Autor.

In einem mühsam zu erlesenden Tal jenseits der hohen Berge der Goldner Selbstdarstellung erblüht dann die zentrale Forderung:

              

Es kann insofern keinen Schulterschluss geben mit Personen, Gruppierungen oder Institutionen, deren Tierschutz- oder Tierrechtsengagement einer tatsächlich tier-, menschen- und lebensfeindlichen Ideologie vorangestellt ist.

(Colin Goldner, Artikel für die Albert-Schweitzer-Stiftung: Abgrenzung gegen pseudotierrechtliche Gruppen, 2012; verfügbar hier; Hevorhebung d. Red.)  

              

Kontextnah verweist Doggennetz.de zum Punkt Menschenfeindlichkeit aktuell auf den Artikel  Aua634 inklusive der dort genannten weiteren Texte.

 

Die Albert-Schweitzer-Stiftung ging in die Knie

Was dann in der Tierrechtsszene losbrach, bezeichnet Goldner selbst als „shitstorm“, den er in seiner auf der Great-Ape-Project-Site veröffentlichten Kommentierung in den möglichen Kausalnexus mit den UL-kritischen Passagen stellt.

Ob nun Shitstorm oder einfach nur Kritik, auf jeden Fall müssen die Reaktionen so heftig gewesen sein, dass sich die Albert-Schweitzer-Stiftung dazu entschloss, den Goldner-Artikel samt den Leserkommentaren mit dieser Begründung offline zu stellen.

Ein bemerkenswerter Vorgang!

Und die Goldner-These, dass diese Offline-Stellung , wenn auch im Konjunktiv formuliert, mit den kritischen Passagen zu <Universelles Leben> in Zusammenhang stehe, wirft ein schräges Licht auf die Albert-Schweitzer-Stiftung.

Dabei ist die behauptete Unterwanderung oder Nähe der Tierrechtsbewegung zu totalitären Gruppierungen nicht Goldners Entdeckung.  Das Phänomen wird schon seit längerem diskutiert und publizistisch dokumentiert (vgl. dazu auch den Absatz „Tierrechtsszene“ im Wikipedia-Eintrag).

Neu beziehungsweise in diesem Fall so eklatant provokant ist lediglich das Phänomen, dass ein Mitglied der Tierrechtsszene selbst diese Tendenzen deutlich anspricht und einem gesellschaftlich konsensfähigen Verdikt unterstellt.

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Doggennetz.de-Senf:

Wenn dieses Verdikt in der Tierrechtsszene jedoch nicht konsensfähig ist, vielleicht ist dann die Tierrechtsbewegung nicht gesellschaftsfähig?

Ach, und das mit der menschlichen Größe überlege ich mir noch einmal. Ich glaube, da kommt noch etwas …

Aktualisierung vom 20.05.2012:

Dank des Hinweises eines Doggennetz.de-Lesers können wir unseren Lesern noch ein Dokument zur eigenen Meinungsbildung anbieten. Damit lassen sich die im Konjunktiv gehaltenen Vorwürfe Goldners gegen die Albert-Schweitzer-Stiftung zu den eigentlichen Gründen für die Offline-Stellung seines Textes besser beurteilen.

Das Dokument ist schon fast historisch. Zur Demonstration „Natur ohne Jagd“ am 31. März 2007 habe Barbara Rütting das Grußwort des Tierrechtsanwalts und Gründer der Albert-Schweitzer-Stiftung Wolfgang Schindler verlesen. Darin heißt es gemäß Zitat auf der Website der Initiative zur Abschaffung der Jagd:

              

Das großartige Engagement des Universellen Lebens im Bereich des Tierschutzes bewundere ich seit Jahren.  

(Quelle)

              


Wissenschaftlicher Beirat der ASS ist stellvertretender Tierschutzbeauftragter in Baden-Württemberg

Wenn unsere Stammleser sich jetzt gelangweilt abwenden wollen, weil der Themenschwerpunkt von Doggennetz.de eher auf der Kritik des karitativen Tierschutzes liegt, sei abschließend auf die hohe Relevanz dieser Frage – Position der Albert-Schweitzer-Stiftung zu <Universelles Leben> –  auch für den praktischen Tierschutz verwiesen:

Baden-Württemberg hat seit dem 1. April 2012 eine Tierschutzbeauftragte. Der Stellvertreter von Dr. Cornelie Jäger ist der Jurist Dr. Christoph Maisack. Dieser ist nicht nur erster Vorsitzender Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V., sondern Maisack gehört auch zum Wissenschaftlichen Beirat der Albert-Schweitzer-Stiftung.

In dem Goldner-Text steckt also weit mehr Brisanz, als sich dem Leser ohne detaillierte Szenekenntnis erschließt. Weitergehende Recherche legt den Schluss nahe, dass die heftigen Reaktionen auf Goldners Text nicht primär mit der ohnehin sehr umstrittenen Person des Autors zu tun haben könnten.