Aua360: Das Interesse der Konzerne am Hundeimport

{TS-Kritik}

 

In gut 350 Artikeln hat Doggennetz in den letzten eineinhalb Jahren umfassend dokumentiert, dass der Tierschutz im Status quo – und das bedeutet primär der Auslandstierschutz – mit dem Schutz und Wohl der Tiere zu wenig zu tun hat, um sich ethisch zu rechtfertigen.

By the way: Im Kontext mit dieser Kritik wird Doggennetz vorgeworfen, grundsätzlich GEGEN den Auslandstierschutz zu sein. Das ist von vergleichbar verquerer Logik wie der Vorwurf an die Politik kritisierende Journalisten, gegen Politik zu sein.

Allerdings: Wenn Auslandstierschutz für die Tiere das bedeutet, was die Redaktion in Aua349 tabellarisch aufgelistet hat, ja, dann ist Doggennetz tatsächlich gegen den Auslandstierschutz. Auch wenn diese Haltung die Redaktion von den „Tierschützern“ dieses Landes scheidet!

Doggennetz
möchte tatsächlich nicht,

              

– dass Tiere auf Transporten qualvoll verenden, 
   

              

– beim dilettantischen Umladen etc. entlaufen und   
  anschließend zu Tode kommen,

– auf Pflegestellen verdursten und vermodern oder

– auf den Skandal-Tierschutz-Höfen dieser Republik 
  verrecken,

– dem Pflegeplatz-Schach ausgesetzt werden (ein ganz 
  aktuelles Beispiel dafür gab es gestern in
  der HundKatzeMaus-Sendung),

– unprofessionell vermittelt werden,

– als Schaschlik-Hunde der tränenreichen Betreuung 
  von sich selbst als seelisch krank etikettierenden
  Gutmenschen ausgesetzt werden oder

– den Sodomisten Europas zugeliefert werden – seien
  diese spanischer, deutscher oder welcher Nationalität
  auch immer!


Quintessenz: Auslandstierschutz in der am häufigsten praktizierten Form, eben reiner Tier-Import, nützt zu vielen Tieren nichts – im günstigsten Fall. In viel zu vielen ungünstigen Fällen ist er ihr Tod.  

Über die Jahre erweist sich überdies, dass der deutsche Tierschutz es nachweislich nicht geschafft hat, wirkungsvoll und nachweisbar an den Strukturen im Ausland etwas zu ändern.

 

Neue Front

Doggennetz eröffnet jetzt eine neue Front: Wenn dokumentiert ist, dass der Auslandstierschutz im Status quo den Tieren NICHT nützt, ist nun langsam zu fragen, zu recherchieren, zu dokumentieren und zu belegen, WEM er nützt!

Das führt zum Doggennetz-Lieblings-Diktum: Cui bono?

Parallel zu dieser neuen Stoßrichtung wird Doggennetz zwar fortlaufend Obiges und Altbekanntes dokumentieren und belegen. Denn erstaunlicherweise reichen die vielen Skandale der letzten Monate vielen Tierschützern immer noch nicht! Doch der neue Schwerpunkt liegt hier:

 

Das Interesse der Konzerne am Hundeimport

Nicht von ungefähr hat Doggennetz in der Vergangenheit fortlaufend insbesondere die VOX-Tiersendung HundKatzeMaus – präsentiert von Whiskas (i. e. Mars Petfood) – kritisiert. Was Tierfreunden dort von dem als oberster Tierschützer der Nation etikettierten Frank Weber als Tierschutz dargeboten wird, biegt die Banane! Weder Weber noch den Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt), der sich je nach Gusto dann auch mal von Weber distanziert (vgl. Aua96 und Aua101), scheint dabei zu stören, dass in derselben Sendung die Katzenzucht exzessiv beworben wird. Wie Großorganisationen das moralisch und tierschützerisch rechtfertigen können angesichts der hinsichtlich Katzen aus allen Nähten platzenden deutschen Tierheime, bleibt ein Rätsel! (Dass sich über die Cui-bono-Frage ENTrätselt!)

Und neuerdings reiht sich auch noch der Deutsche Tierschutzbund e. V. in die Reihen unglaubwürdiger Tierschützer mit Auftritt bei Vox ein, die kein Problem mit Rassekatzenwerbung vorne haben, wenn sie ihr Spendenanliegen nur hinten noch dranhängen können (vgl. dazu Aua334). Präsentiert von Whiskas.

Dass mit „Konzerne“ nicht ausschließlich die Futtermittelindustrie zu assoziieren ist, diese grauenvolle Idee führt behutsam Aua353 ein …

Zum expliziten Einstieg freut sich die Redaktion über die Erlaubnis des Publizisten und Zuchtkritikers Christoph Jung (Petwatch), eine sehr lange Belegestelle aus dessen neuestem Buch Rassehund am Ende? verwenden zu dürfen. Sie schaufelt den emotionalen Kleister der guten Tat vom Auslandstierschutz und zeigt dem Leser das, was er von den Mechanismen der Nicht-Tierschutzwelt schon hinlänglich kennt: die Macht der Konzerne, deren Interessen und deren Wirken.

Aus Christoph Jung: Rassehund am Ende?

              

Das Interesse der Konzerne am Hundeimport

Dabei spielt man gewollt oder ungewollt denen in die Hände, die an den Missständen in Deutschland profitieren, sie zum Teil selbst verursachen. In Hochmut und selbstgerechter Überschätzung sieht man in Deutschland bestenfalls ein paar Erziehungsprobleme, die „Martin Rütter“ dann schon richten wird. Für eine solche selbstgerechte Sicht hat man einen mächtigen Verbündeten. Die Futtermittelkonzerne profitieren an dieser Denke gleich doppelt. Zum einen pflegt man durch das selbstgerechte Zeigen auf den bösen Nachbarn das unkritische Konsumklima in Deutschland. Darauf baut die Marketingstrategie der buntverpackten Convenience-Petfood.  Zum zweiten ist jeder Hund ein Verbraucher. Der Straßenhund aus Rumänien, der sich dort von menschlichen Abfällen ernährte, wird durch den Import nach Deutschland zum geschätzten Kunden der Petfood-Konzerne. Der Import von Nothunden steigert den Um-satz. Wenn hunderttausende jedes Jahr nach Deutschland importiert werden, ist das relevant für die Konzernbilanz. So wird aus Sicht der Agrar- und Lebensmittelindustrie auch noch Angenehmes mit Nützlichem verbunden.

Neben der Umsatzsteigerung und einem günstigen Konsumklima lenkt der Blick auf die bösen Buben im Ausland ab von den Tierschutzverhältnissen in der heimischen Fleischproduktion mit ihren tierquälerischen Praktiken in der Hochleistungs-Mast. Die Agrar- und Lebensmittelindustrie kämpft mit all ihrer Werbe- und Lobby-Macht gegen eine mit echtem Hundeschutz einher-gehende Verschärfung des Tierschutzgesetzes. Hier liegt die eigentliche Wurzel für die Untätigkeit von Politik und Behörden in Sachen Hundehandel oder Missständen der Zucht.

Schon 1978 wies Heiko Gebhardt in seinem Buch „Du armer Hund“ auf die Kalkulation der Hundefutterindustrie in Sachen Hundehandel hin: „Auf jeden Versuch, den Hundeboom zu drosseln, wird wütend reagiert. Als der Verband für das Deutsche Hundewesen eine Kampagne gegen den wilden Hundehandel startete, drohten Futtermittelfabrikanten dem Vereinsblatt Unser Rassehund mit Anzeigenstopp.“ Die großen Konzerne beobachten ganz genau die Entwicklung des Marktvolumens und sind naturgemäß an einer Ausweitung desselben ständig interessiert. Und so berichten TV-Sendungen wie das von Mars gesponserte HundKatzeMaus jede Woche ausführlich von den guten deutschen Tierschutztaten – Hauptsache der Tatort ist irgendwo anderswo. Begleitet wird dieses Medienmanöver von Promis, Möchtegern-Promis und Show-Tierschützern, getreu dem Motto „Tue Gutes und rede da-rüber“.

              

 

Eine Rezension von Dr. Hellmut Wachtel zu Rassehund am Ende? Finden Sie hier!

 

Was übrigens Menschen passieren kann, die sich mit „diesem“ Gegner anlegen, lesen Interessierte gerne hier. Dort insbesondere zu empfehlen die Rubrik Ein Thriller.