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Aua222: FocusTV: Welpenhandel – das perfekte Ablenkungsmanöver

{TS-Kritik}

 

Gestern Abend war es wieder einmal so weit: Das Fernsehen, das insgesamt den aktuellen Tierschutzthemen um gut vier bis fünf Jahre hinterherhumpelt, schmiss sich mit Verve auf das Lieblingsthema der großen Tierschutzorganisationen, namentlich des Trios infernale: Der gewerbliche Hundehandel, vorzüglich im dunkelbösen Ostraum.

Am 18. Juli 2011 um 23.00 Uhr sendete FocusTV die Reportage Rassehunde zum Schnäppchenpreis – der illegale Handel mit Welpen.

Doggennetz war schon im Vorfeld gebeten worden, einen Programmhinweis auf diesen Beitrag zu veröffentlichen. Wir haben es nicht getan. Dafür gibt es Gründe.

 

1. Grund: Keine Werbung für diese

Die Reportage ist im Nebeneffekt eine Werbeveranstaltung für eine Tierschutzorganisation, für die Doggennetz ungern Werbung macht. Gründe dafür nun wiederum finden sich u. a. hier und hier.

Sicherlich ist der im Film gezeigte Einsatz lobenswert. Aber das Prinzip dahinter ist es nicht und grassiert so bei vielen anderen Großorgas mit Seriositätsdefiziten: vereinzelte und hoch lobenswerte Aktionen, die von vereinsinternen hochrangigen Defiziten mit teilweise extremem Spendengeldverlust ablenken (sollen).

 

2. Grund: Thema wird missbraucht

Dass die illegale Hundezucht und der illegale Welpenhandel ein gravierendes tierschützerisches Problem repräsentieren, davon sei kein Gramm genommen! Inzwischen allerdings schleichen sich bei vielen Kritikern leise Zweifel zum Stellenwert dieses Problems ein.

Und die aktuelle Focus-TV-Reportage belegt diese Zweifel ganz unabsichtlich: Die illegalen Welpenverkäufer aus dem Osten rollen mit drei Welpen auf einen Parkplatz bei München. Die leeren Transportboxen im Kofferraum geben Hinweise darauf, dass es vielleicht doch ein paar Welpen mehr waren, die man nach Deutschland geschleppt und verhökert hat.

Lassen wir es zehn sein?

Da lacht der Tierschützer! Mit einem Zehn-Hunde-Trapo fangen die gar nicht erst an! Selbst bei PKW-Transporten schaffen die easy 28 Tiere in zwei Autos zu zwängen (vgl. Aua212 und Aua219).

Einen gesunden Querschnitt für Tierschützertransporte erreicht man vermutlich bei den Zahlen der Karlsruher Transport-Tragödie (vgl. Aua186) mit Pi mal Augenstern 100 Seelen. Man muss den Besatz auch deshalb so hoch ansetzen, damit noch etwas Lebendes übrig bleibt, bis man den Zielort nach 30 Stunden Fahrtzeit erreicht hat. Mit Verlust nämlich ist bei den tierschutzwidrigen Transportbedingungen zu rechnen. Selten dabei wird das drastische Ausmaß der Tierschutzwidrigkeit per Pathologiebericht bestätigt wie im Fall der von der Tierschutzorganisation Hundehilfe Hundeherzen e. V. zum grausamen Tode transportierten Galga „Mora“ (vgl. Aua200). Der nämlich konstatierte erhebliche prämortale Leiden der Hündin, will heißen grausamer Todeskampf.

Okay, hier und dort und gerade aktuell fliegt dann auch mal ein mit den Tierschützern quantitativ gleichziehender gewerblicher Trapo auf wie in Aua220.

Insgesamt wird aber der Beweis schwerlich zu führen sein, dass die Einfuhren durch illegale Welpenhändler quantitativ über denen der Tierschützer liegen sollen.

Und gerade die Tatsache, dass die großen Tierschutzorganisationen, die selbst massenhaft Tiere nach Deutschland einführen (eine Ausnahme davon bildet übrigens PETA, so ungern ich das hier erwähne!), die so explizit mit lautem Tamtam, mit den ebenso unvermeidlichen wie fruchtlosen Petitionen sowie mit Plakataktionen gegen den „illegalen Welpenhandel“ vorgehen, lässt aufhorchen. Zum einen bindet sich das Etikett „illegaler Hundehandel“ schon lange nicht mehr exklusiv an osteuropäische Dunkelmänner ohne e. V.  hinter dem Namen. Immer enger getaktet fliegen Transporte von Tierschützern auf, die ebenso illegal und manchmal noch furchtbarer sind.

Zum anderen: Konkurrenz ist immer lästig? (Die Kürze dieses Satzes sollte den Leser nicht von dessen weit reichenden Implikationen ablenken!)

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Natürlich ist so ein Rassehund eine feine Sache – besonders bei DIESER Rasse!  Aber ein derart vitales, hübsches und leckeres Exemplar zu bekommen, dafür muss man schon ein paar Euros mehr auf den Tresen legen – oder eine ganz besonders gute Notdogge(n)-Orga erwischen!
Bild: Claudia Verlande, Hund Oberhausen


3. Grund: Zentnerschwerer Dreck am Stecken

Man staunt auch nicht schlecht über die Unverfrorenheit der Tierschützer als soziale Gruppe. Sie haben selbst so viel Dreck am Stecken, dass man diesen kaum  mehr aus dem Boden gezogen kriegt: all die Gnadenhöfe, Zarenhöfe, Horror-Todes-Transporte, von Amtstierärzten geschlossenen Tierheime und Tierhortungen, Spendenskandale, Straftaten jedwelcher Art, verdurstete Tiere auf Pflegeplätzen, entlaufene Hunden bei dilettantischen Umladeaktionen und und und ohne Ende.

Doggennetz
ist mit aktuell 222 Artikeln die tagesaktuelle Dokumentation dieses Füllhorns an Defiziten.

Wäre es nicht an der Zeit, erst einmal in den eigenen Reihen Ordnung zu schaffen?

  

4. Grund: Die Dummheit stirbt auch so nicht aus

Seit mehr als 30 Jahren informiert der Tierschutz und die seriöse Hundezucht über die Gefahren der illegalen Zucht und die nicht abschätzbaren Risiken eines Welpenkaufs wie in der Focus-TV-Reportage dokumentiert. Aber jeden Morgen steht ein Dummer auf und kauft diesen Übelmenschen Hunde ab.

Frappierend ist deshalb die Kühnheit der in der Reportage zum Heulen kommenden Trulla mit dem Mopswelpen „Maja“. Sich nach diesen 30 Jahren Aufklärungsarbeit, der Verfügbarkeit von hinreichenden Informationen in nahezu jeder Darreichungsform (Bücher, Filme, Prospekte, telefonische Beratung – gibt’s vielleicht schon ein App?) auch noch als „Opfer“ abfilmen zu lassen, das hat etwas! Ein Mensch mit Anstand und Verantwortungsbewusstsein würde sich für seine Dummheit in Grund und Boden schämen. Denn schlussendlich ermöglichen diese Dumpfbacken es ja erst, dass die Produktion immer weiter und weiter geht. Aber 2011 und in Zeiten des Primatenfernsehens kommt man, nachdem man mit seiner Dämlichkeit den Welpen ins Grab gebracht, auch noch im Fernsehen ganz groß raus.

Fazit nach 30 Jahren kynologischer und tierschützerischer Aufklärungsarbeit: Sinnlos! Die Menschen sind beratungsresistent. Und es scheint sich ja sogar zu lohnen – hätte die Maja-Trulla nicht die ungeimpfte, vermutlich unter verheerendsten Elendsbedingungen vermehrte Maja illegal und billig erworben, hätte man die Dame gestern Abend nicht im Fernsehen bewundern können und die Menschheit hätte in Unkenntnis dieses nach meiner persönlichen Meinung weiteren Exemplars ausgesuchter Dämlichkeit fortbestehen müssen.

Quelle tragédie!

Man wird vernünftigerweise ein gewisses Quantum an Lobotomierten in Kauf nehmen müssen, die dafür sorgen werden, dass diese Quelle des Tierleids nicht austrocknet.

Is so!

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En passant können Sie hier Ihr doggenspezifisches Rasse-Wissen aufmöbeln: So ein Süßknutschebollen wie diesen nennt man einen <Manteltiger>, weil ihm die schwarzen Fellanteile wie ein Mantel über den weißen liegen! Übrigens eine derartige Rarität, dass noch nicht einmal Doggennetz so ein Lustexemplar je auch nur in der Vermittlung hatte!
Bild: Claudia Verlande

5. Grund: Zoo Zajac

Im Übrigen muss sich der Tierschutz jetzt irgendwann mal fragen lassen, was er denn eigentlich will. Sicherlich kann kein Humanist oder Tierfreund solche Hunde-Produktionsbedingungen wollen, wie sie die Reportage gestern Abend zeigte.

Aber Zoo Zajac wollen sie auch nicht, die Tierschützer?

Was wollen sie denn?

Das liegt auf der Hand: Sie wollen, was der Markt offensichtlich nicht will: Dass Tieraspiranten ihre Tiere nur noch und ausschließlich vom Tierschutz übernehmen. Utopie!

Man hat also offensichtlich ein weiteres Quantum an potenziellen Hundekäufern zu kalkulieren, die einen Rassehunde haben, für diesen aber nicht zuchtübliche Preise zahlen möchten.

Is so!

Wohin mit diesem Klientel? Oben haben wir uns mühsam erarbeitet: beratungsresistent, Dummheit stirbt nicht aus etc.

Nun tritt Zoo Zajac auf den Plan und eröffnet möglicherweise eine weitere Option. Die Flexibilität des tierschützerischen Denkens ist nun aber wieder nicht so hoch, dass man diese Option durchaus auch als Gegengewicht zum illegalen Hundehandel, wie gestern Abend dokumentiert, zumindest mal betrachtet. Zajac muss extreme Auflagen bedienen, wird minutiös unter Beobachtung und behördlicher Kontrolle stehen. Sein Angebot entspricht nicht Tierschützers Herzenstraum; aber sein Angebot könnte den Markt beeinflussen?

Aber darüber wollen wir nicht nachdenken? Lieber hauen wir gemeinsam mit den Privaten und den Großen in immer dieselbe Kerbe! Auf dass sich nie etwas ändere und dem Tierschutz womöglich seine Existenzberechtigung nähme!

So denken und handeln die Tierschützer weiter in gewohnten Mustern und ändern weiter: NIX!!!

aua222doggen2spielt

Um noch einmal die Verbindung zwischen Rassehund und Tierschutz zu knüpfen: Die Defizite im Tierschutz sind so dramatisch, dass Sie selbst bei einer rassespezifischen Orga dreimal hinsehen sollten, welcher Sie vertrauen. Sonst könnte es sein, dass Ihr Doggenknutschbobbel schon als Junghund mit gebrochenem Bein (Pflegeplatz dilettantisch) ankommt, das nicht fachmännisch operiert wurde (beauftragter Tierarzt für diesen Eingriff nicht qualifiziert) und am Schluss als junge Hündin mit der Diagnose Cauda equina benagelt ist.Dann können Sie eigentlich auch gleich zum polnischen Hundehändler gehen!
Bild: Claudia Verlande