Aua150: Der Auslandstierschutz tanzt den Dilettantentango II
{TS-/DS-Kritik}
Die Diskussionen innerhalb der Szene entwickeln sich. In den verschiedensten Foren werden der Auslandstierschutz und seine dramatischen Defizit zunehmend kritisch und mit unterschiedlichen Ansätzen diskutiert. Lösungen allerdings sind noch nicht einmal in Sicht.
Aber das wichtige Zwischenziel, die Strukturen und Tätigkeiten nicht mehr völlig unkritisch dahingehen zu lassen, wird damit erreicht.
Für Aua139 gab eine szeneinterne Rundmail den Anlass, das Ausmaß des Dilettantismus zu dokumentieren. Die Unprofessionalität ist immerhin so dramatisch, dass viele Hunde im Verlaufe der „Rettung“ schweren Schaden nehmen, wenn sie nicht gleich zu Tode kommen.
Eine schonungslos enthüllende Diskussion zum Thema findet derzeit auch im Forum Verlassene Pfoten statt.
Diese Diskussion zeigt die Defizite gleich auf mehreren Ebenen:
– Sachkunde
– Organisation
– Legitimation
Es ist wenig zielführend herausfinden zu wollen, wer von den hier beteiligten Parteien „Recht“ hat. Keiner? Alle tragen ihre Defizite zu dem katastrophalen Endergebnis bei. Wie dramatisch dabei die Defizite sind, dokumentieren die Postings aller Diskutanten.
Wie weit weg von jeder kynologischen Sachkunde muss man sein, wenn man darauf besteht, zwei aneinander gewöhnte Angsthunde zusammen zu lassen?
Wie weit weg von jeder kynologischen Sachkunde muss man sein, wenn man solche Hunde ohne Transportbox und lediglich mit Halsung versehen aus umzäunten Gelände nimmt?
Wie weit weg von jeder kynologischen Sachkunde muss man sein, wenn man solche Hunde, noch dazu sediert, in einem PKW auf der Rückbank transportiert?
Wie besorgt sollten Tierfreunde sein, wenn solche Dilettanten unbeaufsichtigt mit Sedationsmitteln herumplantschen dürfen?
Wie klein ist die Hoffnung, wenn die Verantwortlichen selbst sich bei aufgezeigten Defiziten als beratungs- und lernresistent erweisen? In der Art: Wir wissen schon, was wir tun. Und vor allem: Wir haben das immer schon so gemacht. Und zuvorderst: Wir ändern nix!
Neuerlich auffallend die immer gleichen Namen zweier Damen, die bei soo vielen Transporten verantwortlich zeichnen; die auch bei den im Nirwana verschwundenen Einfuhren von Hundepfoten in Not (vgl. Aua93) ihre Hände im Spiel gehabt haben sollen. Wie konzeptionslos das blindwütige Einführen der Hunde erfolgt, belegt der Dank einer dieser Damen an einen Gnadenhof (!!!) dafür, dass dieser Hunde aus Italien aufgenommen habe, die sonst keiner in Deutschland hatte haben wollen.
So sieht die Destination viel zu vieler Auslandshunde aus: Man hat für sie in Deutschland überhaupt keine Lösung! Und dann tauchen sie bei den einschlägigen Beschlagnahmungen diverser Gnadenhöfe (z. B. Gnadenhof Momo) oder in den Beständen anderer Tierquäler-Haltungen wie Zarenhof wieder auf. Grandios!
Angst ist schlimmer als Fußpilz
Es gibt wohl wenig andere Empfindungen, welche jede Form von Lebensqualität so gründlich verätzen, wie Angst. Die Hunde Onyx und Olympia, um die es u. a. in dem Verlassene-Forum-Thread geht, haben so dermaßen furchtbare Angst, dass man sie keiner normalen Pflege und Behandlung unterziehen kann. Sie lassen sich kaum anfassen! Von dieser Angst berichten die diversen Beteiligten wie von Schmutzspritzern am Unterbauch!
Jedes Posting dort ist ein Offenbarungseid. Das fängt bei so kleineren sprachlichen Enthüllungen wie dem komplett deplatzierten Gebrauch des Begriffs „Rudel“ an (wer diese Kritik nicht versteht, dem sei Aua41 und der Gastbeitrag von Nina Taphorn empfohlen) und hört mit dem dankenswerten Eingeständnis, dass sich manche Tierheime über Auslandshunde finanziell sanieren, noch lange nicht auf.
Auch andernorts wird diskutiert.
Einsicht jenseits von X und Z?
Hier wie dort kranken die Diskussionen an einem – eventuell nicht zu vermeidenden – Kardinalfehler: Am Beispiel der Importe der Organisationen X und Z werden die Defizite aufgezeigt. X und Z sind davon nicht begeistert und gehen zum Gegenangriff über. Der wichtige Folgeschritt, das Problem losgelöst von X und Z zu diskutieren, entfällt dann in der Regel deshalb, weil die diskutierenden Parteien so derart zerstritten sind, dass das Gespräch diesen Reifegrad gar nicht mehr erreicht. Oder der Forumsbetreiber schließt den eskalierenden Thread.
Noch etwas rar sind die wenigen Durchblicker-Posting, die feststellen, dass trotz vielen Jahren deutscher Tierschützertätigkeit im Ausland (und wohl leider eben nur nachgeordnet dort) sich nichts am Elend geändert hat. An diesen Stellen meint man immer: Jetzt fällt der Groschen! Doch im nächsten Posting werden schon wieder Eitelkeiten gehätschelt.
Wer rettet wen – vor der Bedeutungslosigkeit?
Allerdings: OHNE den Auslandstierschutz in der momentan praktizierten Form wären X und Z zzgl. viele andere und insbesondere die zwei Damen ziemlich verzichtbar. Vielleicht haben sie nichts anderes? Vielleicht helfen nicht sie den Auslandshunden, sondern die Auslandshunden ihnen – zu einem Inhalt oder dazu, wahrgenommen zu werden?
Aus dem Verlassene-Pfoten-Thread zumindest ist nicht erkennbar, worin der Vorteil des grausamen Tanzes für die dort beschriebenen Hunden liegen soll. Oder die Verantwortlichen wissen nicht, was Angst wirklich bedeutet?
Der Tierschutz hat exakt zwei Möglichkeiten: Entweder er merkt es selbst und ändert ganz entscheidend etwas oder man wartet, bis es der Gesetzgeber tut.
Die zweite Lösung ist meistens weit radikaler und geht in der Regel nicht ohne größere Kollateralschäden ab. Es gibt viele Indizien dafür, dass eine solche Lösung von den Behörden schon angedacht wird.