Aua137: Welpenverkauf bei Zoo Zajac – das schiere Paradies?
{TS-/DS-Kritik}
DIE Provokation für den Tierschutz schlechthin: Norbert Zajac, Inhaber des größten Zoofachhandels Deutschlands, will zukünftig in Duisburg Hunde bzw. Welpen verkaufen.
Die Initiative Hund Oberhausen zusammen mit weiteren Aktiven sind im Gespräch mit dem Geschäftsmann, um Details der geplanten Anlage, des Verkaufsablaufs sowie zu den Bezugsquellen der Hunde in Erfahrung zu bringen.
Nach mehreren Demonstrationsveranstaltungen, die letzte derer am vergangenen Samstag, kam es am 23. Mai 2011 zu einem Gespräch zwischen Norbert Zajac und den Tierschützern sowie vier Hundetrainern.
Dieses Gespräch signalisiert Kooperationsbereitschaft seitens des Hundehändlers. Verpflichtet war er dazu nicht. Bei aller Opposition muss man diese Gesprächsbereitschaft zunächst einmal anerkennen. (Zumal Gesprächsbereitschaft im Tierschutz insgesamt ein so seltenes Phänomen ist, gelle, Deutscher Tierschutzbund!)
Man merke auf: Hier führt eine kleine (dies nur zahlenmäßig!) Organisation, verstärkt durch engagierte Hundefreunde, ein wichtiges Gespräch, das aufschlussreiche Informationen gibt.
Dieses Gespräch führten nicht: der Deutsche Tierschutzbund e. V., der ETN, der BMT oder andere Großorgas (mit vielen Mitgliedern und noch mehr Spenden). Papier jedoch gibt es auch hier – z. B. eine Pressemitteilung des DTSB.
PETA hat sich vorab gegen das Projekt eindeutig positioniert und eine Protestaktion initiiert. Dazu wurde auch ein entsprechendes Plakat entworfen.
Damit geht die Großorga den bekannten Weg. Viele andere Projekte in der Vergangenheit zeigen, dass solche Protestaktionen von vergleichsweise geringer bis gar keiner Effizienz sind. Aber natürlich kommen sie mächtig gut bei Mitgliedern und Spendern an, denen der Eindruck vermittelt wird, hier geschehe etwas. (Der hier verwendete Konjunktiv trägt schwer an seiner Bedeutung!)
Bankrotterklärung von 30 Jahren Tierschutzarbeit
Allein die Tatsache, dass Norbert Zajac jetzt dieses Projekt überhaupt realisieren wird, darf getrost als Bankrotterklärung der vergangenen 30 Jahre Tierschutzarbeit verstanden werden. V e r s t a n d e n werden! Vielleicht sollte man genau diese Bankrotterklärung als Impuls dazu begreifen, grundsätzlich über die „Belehrbarkeit“, Aufklärbarkeit oder welche Begrifflichkeiten man der moralischen Lenkung breiter Bevölkerungskreise auch immer zuordnen mag, zu diskutieren?
Wie auch immer, Hund Oberhausen geht den anderen Weg. In dem zitierten Gespräch wurden den Tierschützern umfangreiche Informationen zu allen Bereichen des geplanten Welpenverkaufs gegeben. Lesen Sie dazu den Sachstandsbericht von Claudia Verlande hier.
Traumhändler?
Was Zajac da ankündigt, klingt wie das schiere Paradies. Praktiker stutzen allerdings herbe bei den Annahmen des Zoofachhändlers, dass er erstens alle Welpen verkaufen wird (keine nicht verkauften Tiere) und dass die mittlere Verweildauer der Welpen nicht länger als vier bis fünf Tage betragen werde.
Da fragen sich alle Tierheimpraktiker: Und wovon träumt der Mann nachts?
Oder täuschen WIR uns?
Doggensenf und Praxisvergleich
Die hehren Ankündigungen kommen mir bekannt vor. Ende der 80er Jahre durfte ich in meiner damaligen Eigenschaft als zweite Vorsitzende eines mittelgroßen Tierschutzvereins an den Planungsgesprächen zum Neubau eines Schlachthofes teilnehmen. Sehr kooperativ und sehr großzügig wurden von den Verantwortlichen damals viele der aus Sicht des Tierschutzes vorgetragenen Belange berücksichtigt. Jede Menge Versprechungen, tolle Verbesserungen, alles voller Sonnenschein.
Der Pustekuchen kam erst, als der Neubau stand. Von den vielen Zusicherungen war so gut wie nichts übrig geblieben. Die Anlage war so verheerend und fehlkonzeptioniert, dass es großer tierschützerischer Aktionen bedurfte, bis der Betrieb dort (vorübergehend und per Behördendekret) eingestellt und Teilbereiche umgebaut wurden (werden mussten).
Das wird bei Zoo Zajac bestimmt nicht passieren?