Aua17: Tierärzte – Wie sieht denn DAS aus?

Und Sie bedenken: DIES ist eine Satire!

{TS-Satire}   Haben Sie neulich auch den Tierarzt in der bekannten Gewinnshow von Günther Grube „Wer wird reich?“ gesehen? Beeindruckend! Aber die Eine-Million-Euro-Frage am Schluss „Wer profitiert viel mehr als die Tiere, dafür aber ganz sicher vom Tierschutz?“ konnte der Kandidat Dr. Heuschreck natürlich auch nur aufgrund seines beruflichen Background-Wissens plus mehrstelliger Konto-Empirie beantworten: „Die Tierärzte!“ Historisch bewertet soll das übrigens die erste Million eines Tierarztes sein, die nicht aus dem Tierschutz stammt.

DAS macht natürlich was her!

Aber wie sieht denn DAS aus: http://www.charitywatch.de/index.asp?id=1318?

Überhaupt treibt mich zunehmend die Sorge um das Ansehen der Tierärzteschaft um. Was die Medien da jüngst an veterinärmedizinischen „Leistungen“ dokumentieren, ist nachgerade unterirdisch. Man kann hoffentlich davon ausgehen, dass die Bundestierärztekammer gegen die verantwortlichen Redakteure und Journalisten mit der ganzen Schärfe juristischen Instrumentariums wegen fortgesetzter Ruf- und Imageschädigung vorgeht?

Und Sie bedenken: DIES ist eine Satire!

 
Impfen geht immer!

Denken wir nur an die arme Tierärztin, die in der MDR-Seife „Leben für 4 Pfoten“, Folge 1 (vgl. auch Aua 15!), von irgendwelchen dunklen Mächten dazu gezwungen wurde, nicht handzahme und hochgradig gestresste Jungkatzen zu impfen, die am nämlichen Tag gerade erst per Marderfalle eingefangen worden waren und aus logischen Gründen noch gar nicht von Endo- und Ektoparasiten frei sein konnten. Wo doch jeder halbgebildete Tierhalterlaie weiß: Man darf nur gesunde Tiere impfen!

Ganz schlimm auch die Rufschädigung in der nämlichen MDR-Seife, die dem behandelnden Tierarzt des Pensionshundes „Prinz“ widerfuhr, der übrigens die Sendung leider nicht überlebte (vgl. Aua 16!). Also der Prinz; nicht der Tierarzt! Behauptet doch der Tierheimleiter in der Soap, der rechtmäßige Hundebesitzer hätte berichtet, am Vortag mit seinem buchstäblich todkranken, verflohten, herzinsuffizienten, von Spondylose gequälten und unter einer hochgradigen, Otitis leidenden Hund beim Tierarzt gewesen zu sein, der ihn geimpft habe! Impfen geht immer, könnte man denken, oder? Solange noch eine Atmung feststellbar ist? Außerdem war Prinz so für alle Fälle gerüstet, denn wer weiß denn verlässlich, ob Petrus am Himmelstor nicht doch nach einem gültigen Impfausweis fragt? Dann heißt es hopp oder topp!

Noch häufiger kommen diese bösen medialen Angriffe gegen die hohe veterinärmedizinische Kunst stark verschleiert daher. In einer Folge der Tierhalterverdummungsseife HundKatzeMaus vor einigen Wochen wurde die Tierrettung zu einem Hundehalter gerufen, der mit seiner Hündin am Vormittag desselben Tages schon einmal bei einem Tierarzt gewesen war. Aus der vom Besitzer beschriebenen Symptomatik war für den Tierschützer mit veterinärmedizinischer Halbbildung sofort erkennbar, dass es sich evtl. um eine Pyometra (Gebärmuttervereiterung) handelt, was der Tierrettungs-Ohne-Fehl-und-Tadel-Tierarzt dann auch prompt bestätigte. Vor lauter Erleichterung über diese gottgleiche Diagnosekompetenz ging der Verweis auf den Tierarzt am Morgen sicherlich bei den meisten Zuschauern unter. Und vermutlich hat jener auch nur schweren Herzens diese wichtige und für die Hündin lebensrettende Diagnose nicht gestellt, damit sein Kollege im Fernsehen mal groß rauskommt. Genau, das wird’ sein!

Aber wie seht denn DAS aus: http://www.charitywatch.de/index.asp?id=1318?

Und Sie bedenken: DIES ist eine Satire!

 
Vollgötter in Zivil

Ganz richtig spricht man für den humanmedizinischen Bereich leicht abfällig von den Halbgöttern in Weiß. Die armen Schweine! Da stehen ihre Kollegen der Veterinärmedizin doch ganz anders da. Denn müssen sich Erstgenannte immerhin noch vor den scharfen Krallen der Forensik in Acht nehmen, unterliegen Letztgenannte überhaupt keinen Begrenzungen mehr. Und wenn die junge gesunde Doggenhündin bei der Kastration eben auf dem Tisch liegenbleibt, bewegt das den zuständigen Staatsanwalt ungefähr so wie die Blähungen eines Regenwurms in Katmandu.

Folgerichtig sind die Vollgötter dann auch von jeder kritischen Begleitung freigestellt. Kennt die Literatur für die Humanmedizin eine bedrohlich dichter werdende Fülle medizinkritischer Bücher und Autoren, sucht man nach solchen korrigierenden Ansätzen für die Veterinärmedizin vergeblich.

Ganz im Gegenteil! Im Religionsersatz Tierschutz besetzen Tierärzte die glanzvolle Aufgabe des Hohepriesters. Sein Wort ist Gesetz! Und wie weiland die Götter ist er es nun selbst, der über Leben und Tod entscheidet. Das hat auch unser Freund Holger Henkel in der MDR-Seife „Leben für 4 Pfoten“ erkannt, als er am Ende der ersten Folge zur Zukunft des Pensionshundes „Prinz“ konstatiert: „Die Tierärztin entscheidet jetzt über Leben und Tod!“

Sie nahm dann die Option Tod.

Und mag der Zeitgeist noch so wüten! Just in diesem Jahr mussten wir alle ja bitter lernen, dass die nur von der Hälfte der Bevölkerung unterschriebene Weisheit In jedem Manne steckt ein Kind vor allem umgekehrt wahr ist. Vorzüglich dann, wenn sich diese Kinder in irgendwelchen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen aufhalten; egal, ob unter der Fuchtel der katholischen Kirche oder andernorts. Auf solchen Dilettantismus im Image-Management können die Priester-Kollegen mit der Impfspritze in der vom Dauerspasmus gekrümmten Hand nur mitleidig lächeln. Man muss sich seine Gefolgschaft schon ziehen! Die Tierschützer.

Und Sie bedenken chronisch: DIES ist eine Satire!

 

Die letzte Bastion kritikloser Gläubigkeit

Und die glauben wirklich jeden Blödsinn! Da wird eine sieben Jahre alte Doggenhündin mit Rückenproblemen unter Rückgriff auf Spendengelder von Niederbayern nach Hamburg gekarrt, um sie dort über einen Spinalkatheter mit Kochsalzlösung behandeln zu lassen. Nicht umsonst wird diese Behandlungsvariante ohne jeden Wirknachweis im humanmedizinischen Bereich nicht von den Kassen bezahlt und gehört deshalb in die Rubrik IGEL. Übrigens hat dieser Tiername für wirknachweisdefizitäre Behandlungsvarianten mehr Bedeutungsumfang, als das Akronym zu erkennen gibt. Abgesehen davon, dass Dekadenz mit solchen tierschützerischen Aktionen in Zeiten allüberall bedrohten sozialen und medizinischen Wohlstands fröhliche Urstände feiert, muss das auch als ein hundsgemeiner Schlag gegen die Tierärzte in Bayern stigmatisiert werden. Als ob die nicht auch ohne Wirkung therapieren könnten! Und für die Doggenhündin wäre es eh wurscht gewesen, denn gebracht hat die Behandlung (natürlich) nichts, wie die verantwortlichen Tierschützer einige Woche später selbst zugeben. Aber wenigstens sind so die Spendengelder futsch!

Nicht nur die Forensik macht keine Schnitte bei den Veterinärmedizinern, auch so einschränkende Konzepte wie Kassenabrechnung kommen in deren Wunderland nicht vor! Skizzieren Sie mal irgendeinem der Verarmung entgegengurkenden Landarzt das Paradies ausschließlicher Privatpatienten. Der schult sofort um! Und beim Tierarzt wird jeder „Patient“ privat abgerechnet.

Völlig okidoki und ethisch recht urwüchsig, kann sich auch der Wert des Tieres in den Behandlungskosten widerspiegeln. Die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) formuliert das so: „Wert des Tieres: Ein geringer Wert des Patienten rechtfertigt keine Unterschreitung des Einfachsatzes. Der besonders hohe Wert eines Patienten erfordert zusätzlichen Aufwand für besondere Sorgfalt und Haftpflicht“ (GOT in der Fassung vom 28. Juli 1999 mit Gebührensätzen nach 2. Verordnung zur Änderung der GOT vom 30. Juni 2008, § 2 Gebührenhöhe). Ein hundsalter piefiger Mischling wird nicht umsonst behandelt, aber nach oben sind die Grenzen offen! Aus den Vollen! Warum wird dieses Konzept nicht für die Humanmedizin übernommen? Dann könnten wir vielleicht doch noch einmal über das neue Hüftgelenk für den 83-jährigen Opa reden?

Und Sie bedenken persistierend: DIES ist eine Satire!

 

Der Alltag: Profit gewordene Allianz

Auch so ekelhafte Begrenzungen wie das Konzept des Interessenskonflikts kennt die Tierärzteschaft nicht oder nur vom Hörensagen. Obwohl der Deutsche Tierschutzbund schon vor rund 20 Jahren seinen angeschlossenen Vereinen gegenüber die Empfehlung ausgesprochen hat, dieser Gefahr dadurch aus dem Weg zu gehen, dass man keine Tierärzte für Vereinsvorstände zulässt, ist die Profit gewordene Allianz zwischen Ehrenamt und Berufsausübung Alltagsrealität in der bundesdeutschen Tierschutzvereinsszene. Der Veterinär, der im Vorstand eines Tierschutzvereins sitzt und gleichzeitig das Mandat zur ausschließlichen tierärztlichen Betreuung aller Vereinstiere hat, ist keine Seltenheit. Beim Tierschutzverein Stockach funktioniert das so schon seit rund 20 Jahren. Beim Tierschutzverein Singen ist die zweite Vorsitzende simultan die behandelnde Tierärztin der Vereinstiere. Praktisch, oder? Und man sollte jetzt nicht mit dem blanken Finger auf diese beiden Vereine zeigen; es erwischt sie nur, weil sie gerade bei mir um die Ecke sitzen. Das ist überall anders nicht anders!

So weit, so normal.

Aber wie sieht DAS denn aus: http://www.charitywatch.de/index.asp?id=1318?

Leider ist jetzt hier mein Papier zu Ende. Dabei hätte man doch vielleicht noch gucken müssen, wie Tierärzte, Futtermittelindustrie und Fundraising miteinander verknüpft sein können, wenn man nur kühn genug ist?

Schade, schade, schade!

Und Sie denken: Schade, dass die Satire hier zu Ende ist?  Lieb von Ihnen!

 

Epilog:

Das ist zwar lieb von Ihnen, aber die Doggennetz-Leser sind auch ein wenig selbst schuld! Jetzt jammert man hier über Papierengpässe bei Satirikern unter Volldampf! Aber auf der anderen Seite mussten wir letzte Woche wieder für die Doggennetz-Leser Nr. 543, 577 und 602 feststellen, dass sie ihr Lesegeld nicht entrichtet haben! Deshalb erinnern wir aus gegebenem Anlass noch einmal an unseren Honorarspenden-Aufruf (rosa) auf der Startseite unten sowie an Aua 3, das bisher auch nur äußerst schleppend bedient wird.

Ich bin ja schließlich kein Tierarzt!