Aua1003: Ehrliche Bilder von einem Transport der Hundehilfe Polen (3): Presseantwort der Hundehilfe Polen

 

{TS-Kritik}

 

In Aua994 hatte DN Bilder eines Transports der Hundehilfe Polen am 1. Juni 2013 veröffentlicht. Die Aufnahmen waren von polnischen Tierschützern gemacht worden, welche diese Transporte allgemein und die Hundehilfe Polen (HHP) speziell kritisieren.

Da sich die erste Vorsitzende der HHP zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im Urlaub befand, verzögerte sich die Stellungnahme des Vereins. Inzwischen jedoch liegt eine umfassende Presseantwort von Beate Du Beau vor.

In der Gesamtbewertung gibt dieser Fall wesentlich mehr preis, als zu Beginn der Recherche abzusehen war. Da sind zum einen die hochinteressanten Stellungnahmen der Vereine, welche Hunde von diesem Transport übernommen haben (vgl. Aua996). Bei einem Verein kannte der erste Vorsitzende die HHP nicht einmal. Ein anderer gab offen zu, Auslandshunde zur Aufbesserung der Vereinsfinanzen in die Vermittlung zu nehmen. Zwei der Orgas kündigten an, aufgrund der vorliegenden Bilddokumente das Gespräch mit der HHP suchen zu wollen. Das wiederum verneint die Presseauskunft der HHP.

Sehr aufschlussreich!

Auch mit dem zuständigen Veterinäramt Harburg hat die DN-Redaktion gesprochen. Eine offizielle Stellungnahme der Aufsicht führenden Fachbehörde liegt deshalb noch nicht vor, weil die Veterinäre letzte Woche mit den Herausforderungen der Flutkatastrophe beschäftigt waren, was selbstverständlich Vorrang hat. Ggf. reicht DN eine solche noch nach.

 

Zu den behaupteten Mängeln des Transports

Die Presseanfrage an die HHP führte als behauptete Mängel des Transports u. a. auf: Der vorgeschriebene Mittelgang sei beim Beladen des Fahrzeugs nicht freigelassen worden. Mindestens ein Hund ist in einem viel zu kleinen Käfig untergebracht. Die Transportbehältnisse sind teilweise mit Kabelbinder verschlossen, der sich in Not- und bei Unfällen nicht schnell öffnen lässt. Die Käfige sind so dicht gestapelt, dass der Fahrer sich unterwegs nicht bei jedem Behältnis vom Wohlergeben des Tieres überzeugen, dieses auch nicht aus dem Transportbehältnis herausnehmen könnte. Die Plastikkennel verunmöglichen eine ausreichende Luftzirkulation.

 

 
Transport der Hundehilfe Polen e. V. am 01.06.2013: Auch wenn die erste Vorsitzende,
Beate Du Beau,  dies in Abrede stellt: Die meisten von dieser Redaktion befragten Veterinäre
sowie in diesem Thema versierte Tierschützer kritisierten den hier zu sehenden Mittelgang als
völlig unzureichend und nicht breit genug. Der Mittelgang muss ausreichen, dass ihn eine
erwachsene Person problemlos begehen, alle Transportbehältnisse einsehen und diese
notfalls auch öffnen und ein Tier herausnehmen kann.
Foto: Aniela Röhr (polnische Tierschützerin)

 

Dazu nimmt die HHP wie folgt Stellung:

              

Der Mittelgang ist ausreichend, eine Versorgung mit Wasser erfolgt immer nach der Hälfte des Transportes. Die „Plastikkennel“ sind z.B. IATA zugelassene Transportboxen, wie auch im Flieger benutzt, abgenommen von unserem Veterinäramt.

Die Metallboxen benutzen wir nur für wenige Hunde, da es auf Transporten anderer Tierschützer vorkam, dass größere Hunde diese komplett zerstörten und dann frei im Fahrzeug waren. 

Im Bus befinden sich 2 Kabelschneider, die eine schnelle Öffnung ermöglichen. Wir verschließen seit einigen Monaten die Metallboxen sicherheitshalber zusätzlich mit Kabelbindern, da sich einige Hunde während der Fahrt daraus befreien konnten und dann plötzlich durch die Öffnung nach vorne zum Beifahrer kamen. Die Kabelbinder oben auf den Boxen sind zur Sicherheit angebracht bei Boxen, die gestapelt werden, damit diese nicht u. U. zusammenklappen können.

Der Hund auf dem Bild, Tobi, wurde uns vom TH mit 41 cm angegeben. Diese Metallbox ist ausreichend für Hunde bis 45 cm, jedoch war er LANG UND DICK. Eine etwas größere Box wäre sicherlich besser gewesen; sollte er dableiben? 7 Stunden (solange war seine Fahrt von Pabianice bis zu seiner Entladestelle) etwas eng liegen (Sie sehen ihn auf dem anderen Bild in der oberen Box links) gegen ein neues Leben – hier Bild von ihm in diesem.

(Presseantwort der Hundehilfe Polen an die DN-Red. vom 14.06.2013) 

              

 

Zulassung des Transportfahrzeugs

Gefragt war des Weiteren, ob das abgebildete Fahrzeug vom zuständigen Veterinäramt für solche Tiertransporte zugelassen sei und mit welcher Kapazität an Hunden:

              

Ja, wir haben den Zulassungsnachweis für Straßentransportmittel für lange Beförderungen gem. Artikel 18, Abs. 2. Eine Anzahl ist nicht vorgegeben; wir planen die Bestückung mit Transportboxen nach den Größen der ausreisenden Hunde jeweils individuell für jede Fahrt. So wurden z.Z. in 2012 aus Klembow nur 23 Hunde befördert, da diese alle ab mittlerer Größe waren.

(ibid.)

              

 

Belüftung des Transportfahrzeugs

Den Fotos waren keine Hinweise darauf zu entnehmen, wie der Transporter belüftet wird. Auch Lichtquellen waren nicht erkennbar, so dass die Frage aufkommt, ob die Hunde im Dunkeln sitzen müssen

Die HHP erklärt:

              

Der Bus ist mit einer Klimaanlage ausgestattet. Zusätzlich haben wir das Fenster zwischen Laderaum und Fahrerkabine entfernt sowie eine Metallplatte unterhalb des Fensters, so dass frische Luft auch von vorne nach hinten durchgehen kann. Es gibt 3 Ventilatoren, die die Luft im Laderaum verteilen. In den beiden Hintertüren haben wir oberhalb der Fenster Lüftungsschlitze einbauen lassen. (Die Fotografen haben sich wohl mehr auf das Nummernschild konzentriert).

(ibid.)

              

Die „Lichtfrage“ beantwortet das nicht. Hier lässt sich nur vermuten, dass das von vorne einfallende Licht sowie ggf. Helligkeit durch die zitierten „Lüftungsschlitze“ die einzigen Lichtquellen sind.

 

Weitere konkrete Daten

Gefragt war nach der konkreten Transportdauer, weil durch die Angabe des Transporttermins „30. Mai bis 1. Juni 2013“ ein falscher Eindruck entstanden war. Die HHP gibt an, die Hunde seien am 01.06.2013 von 6.30 Uhr bis 18.15 Uhr unterwegs gewesen, also nicht ganz 12 Stunden. Dabei sei eine Gesamtstrecke von 845 Kilometern zurückgelegt worden. Insgesamt transportiert wurden 28 Hunde.

 

Falsche Infos von polnischen Tierschützern?

Gemäß den geltenden Vorschriften müssen die Hunde 24 Stunde vor Transportbeginn von einem Veterinär untersucht werden, welcher die Transportfähigkeit der Tiere zu bescheinigen hat. Die polnischen Tierschützer hatten dieser Redaktion gegenüber angegeben, die dokumentierte Abgangsuntersuchung sei am 29. Mai 2013 erfolgt. Diese Angabe korrigiert die HHP:

              

Ihre Informationen sind leider falsch – „Clinical Examination “ wurde am 29.5. durchgeführt, der poln. Amtsveterinär hat die Bescheinigung mit Stempel am 31.5. ordnungsgemäß innerhalb von 24 Std. vor Fahrt abgegeben.

(ibid.)  

              

 

Finanzierung

Aus dem bisher Recherchierten war nicht erkenntlich, wie die HHP die Transporte finanziert. Die abnehmenden Tierschutzvereine machten unterschiedliche Angaben: Die Mehrzahl zahle der HHP für die Übernahme geimpfter und kastrierter Hunde nichts. Lediglich ein Verein (Nothilfe Polarhunde Nord) entrichte einen eher kleinen Betrag von € 60,00 pro übernommenen Hund.

Deshalb fragte DN die HHP, ob den polnischen Tierheimen Geld für die Übernahme der einzelnen Hunde bezahlt wird, wie hoch dieser Betrag sei und ob dieser ggf. je nach (polnischem) Tierheim variiere.

Antwort der HHP: Ja, es wird Geld an die Tierheime bezahlt. Der Betrag ist unterschiedlich. So zahle die HHP in einen Tierheimen eine Spende pro Hund, in anderen z. B. eine bestimmte Gebühr. Zur Höhe dieser Beträge macht die HHP aber keine Angaben.

Hinsichtlich der Finanzierung erklärt der Verein, dass der Transport einer großen Anzahl der Hunde über sogenannte Ausreisepatenschaften finanziert werde. Die Höhe der Übernahmegebühr hänge u. a. auch vom Alter der einzelnen Hunde ab.

 

Tierschutz oder Hundehandel?

Die HHP übernimmt die Hunde in Polen und gibt sie dann an verschiedene deutsche Tierheime und Tierschutzorganisationen ab. Das bedeutet aber auch, dass die HHP keinen direkten Einfluss mehr auf das weitere Schicksal der Hunde hat.

Wie nachlässig und oft sogar ohne Vor- und Nachkontrollen viele deutsche Tierschützer vermitteln, das ist bekannt. Überdies wird durch diese Vorgehensweise der Handelscharakter noch einmal verstärkt, so zumindest meint diese Redaktion.

Deshalb stellte DN die Frage an die HHP, wie der Verein sicherstelle, dass die nach Deutschland gebrachten Hunde von den diversen Tierschutzorganisationen auch tierschutzgerecht vermittelt werden.

Die Antwort birgt Sprengstoff und wird an anderer Stelle kommentiert:

              

Wenn man dt. Tierheimen und eingetragenen Organisationen nicht zutrauen kann, Hunde tierschutzgerecht zu vermitteln, sollte man keinen Tierschutz betreiben

(ibid.)  

              

Weit weniger flapsig als in der schriftlichen Auskunft erklärt Du Beau die Sorgfaltspflichten der HHP im Telefonat: Man kooperiere nur mit deutschen Vereinen, die Vor- und Nachkontrollen gewährleisten.

 

Die HHP handelt diese tierschutzwidrigen Transportbedingungen für den Hund Tobi ein wenig zu lapidar ab und bemüht dabei das Totschlagargument der Auslandstierschlepper schlechthin: „7 Stunden etwas eng liegen gegen ein neues Leben“. Zum einen ist das „neue Leben“ erst einmal nur eine Behauptung oder Hoffnung. Zu viele sogenannte Einzelfälle  sprechen dagegen. Zum anderen wird es immer problematisch, wenn ausgerechnet Tierschützer Tierleid relativieren. Ein klares „kommt nie wieder vor“ wäre überzeugender gewesen als diese Feilscherei. Weiter unten finden DN-Leser ein Bild von Tobi in seinem neuen Zuhause!
Foto: Aniela Röhr

 

Umgang mit der polnischen Kritik

Der Konflikt zwischen deutschen und polnischen Tierschützern gärt seit Jahren und spitzt sich in letzter Zeit zu. Davon ist auch die HHP betroffen, die auf ihrer Webseite unter der sicherlich nicht glücklich gewählten Überschrift „Lügen und Verleumdungen“ diese Kritik pauschal zurückweist.

In der Tat: Die Inhalte der zumindest auf der Webseite der HHP vorgetragenen Kritik seitens der polnischen Tierschützer ist unglaubwürdig, wenn den Deutschen vorgeworfen wird, die Hunde in Versuchslabors oder für Hundekämpfe abzugeben.

Solche Horrormärchen jedoch sind dann wieder nicht so sehr verwunderlich, wenn man weiß, welchen deutschen Einflüsterungen die polnischen Tierschützer ausgesetzt sind. Die offensichtlich nicht mehr mit der Realität verbundene frühere Tierschutzkritikerin KTD neigt bekanntlich zu solchen unbewiesenen Behauptungen und sensationsheischenden Übertreibungen, deren tieferer Sinn darin liegt, sich selbst als Informationsquelle interessant zu machen. Dazu liegt dieser Redaktion auch schriftliches Material vor. Nicht ganz uninteressant dabei ist des Weiteren die Tatsache, dass die Stimmungsmacherin KTD eine direkte Zuträgerin des Hasspredigers ist. Das dürfte Beleg genug für ihre Seriosität sein.

Ob es allerdings auf Seiten der HHP ausreicht, diese Art der überzogenen Kritik der Polen einfach als Lügen und Verleumdungen zu etikettieren, darf füglich bezweifelt werden.

Deshalb hat DN die HHP gefragt, mit welchem Konzept sie der fortdauernden Kritik polnischer Tierschützer und Hundefreunde künftig begegnen wolle:

              

Wir haben schon oft Kontakt gesucht (z.B. Klembow), z.B. das Angebot an Aniela Röhr, die Beladung anzuschauen und auch uns in Deutschland zu besuchen bzw. polnische Hunde auf Pflege- oder Endstellen. Frau Röhr war anwesend, danach hörten wir leider nie wieder von ihr…

Die Vorwürfe, die seit Jahren durch Foren geistern, sind durch keinen einzigen Beweis, dass ein Hund in ein Labor ging oder für Hundekämpfe benutzt wurde, bewiesen worden, trotzdem wird dies immer wieder behauptet. Wenn einem anderen dt. Verein gesagt wird, jedes Bild, welches einen Hund glücklich in seinem neuen Leben zeigt, wäre ein Fake … mehr muss ich wohl nicht schreiben.

(ibid.)  

              

Auch diese Auskunft soll hier zunächst unkommentiert bleiben.

 

 
Dieses Bild zeigt nach Angaben der HHP den polnischen Mix Tobi nach den
etwas sehr beengten Transportbedingungen oben in seinem neuen Zuhause
und soll belegen, dass er die Anstrengungen gut überstanden hat. Als
Nebenbemerkung böte sich an, den polnischen Tierheimen nahezulegen,
Hunde nicht derart zu überfüttern!
Foto zur Verfügung gestellt von: Hundehilfe Polen e. V.

 

Polnische Kritiker nicht überzeugend

Die HHP verweist auf ihr Angebot an die polnischen Tierschützer, die Hunde in Deutschland zu besuchen. Ganz offensichtlich haben die Polen von diesem Angebot bisher nicht Gebrauch gemacht?

DN hatte die polnischen Kritiker gebeten, ihren Standpunkt in einer Presseauskunft darzulegen. Im Einzelnen fragte die Redaktion per E-Mail am 11. Juni 2013 an deren Sprecherin:

              

1. Was genau kritisieren die polnischen Tierschützer an dem Tun und den Transporten deutscher Tierschutzvereine im Allgemeinen und der HHP im Besonderen?

2. Welche Alternativen sehen die polnischen Tierschützer? (Konkret: Was soll die HHP in Zukunft tun oder lassen?)

3. Welche Lösung haben die polnischen Tierschützer für die Hunde in polnischen Tierheimen?

4. Welche anderen Möglichkeiten der Hilfestellung für den Tierschutz in Polen sehen die polnischen Tierschützer?

(Presseanfrage an Nina L., Sprecherin der polnischen Kritiker der HHP und anderer deutscher Auslandstierschutzorgas am 11.06.2013; DN hat keine Presseantwort darauf erhalten.)  

              

Trotz Nachfrage hat DN bisher leider keine Antwort auf diese Fragen erhalten. Das wertet die Kritik der polnischen Tierschützer nachhaltig ab.

Im Hinblick auf Kommunikation und Transparenz ist hierbei festzuhalten: Die schon vorab durch die Veröffentlichung der Bilder in der Kritik stehende HHP hat eine ausführliche Presseauskunft erteilt. Die polnischen Tierschützer jedoch haben bisher keine Antworten auf die oben zitierten Fragen vorgelegt.

Das macht auch ein Bild!

 

HHP-Projekte in Polen

Die Presseanfrage von DN abschließend war nach den konkreten Projekten der HHP in Polen gefragt. Beate Du Beau verweist hierzu auf die Sparte „Projekte“ der Vereinshomepage, wo Auskunft dazu in Bezug auf die einzelnen Tierheime gegeben wird.

Beispiele: Für das Tierheim Piotrkow Trybunalski wird für das Jahr 2011 die Anschaffung von Hütten und Plastikbetten berichtet und mit Rechnung belegt. Auf Nachfrage heißt es, die Plastikbetten wurden aufgrund günstiger Bezugsmöglichkeiten aus Deutschland nach Polen gebracht; die Hütten jedoch vor Ort angeschafft.

Futterspenden laufen auch bei der HHP wie überall: Gespendet von der großen Tiermarktkette, die auch den Transport bezahle. Schön, schön. Warum solche Futterspenden kontraproduktiv sind und die Strukturen vor Ort sogar noch schwächen, wurde in Aua914 detailliert erklärt.

Im persönlichen Gespräch verweist Beate Du Beau darauf, dass sie über den langen Zeitraum ihrer Tierschutzarbeit in Polen durchaus, wenn auch nur leichte Verbesserungen feststellen könne. Der Verein unterstütze polnische Tierheime u. a. auch beim Zwingerbau (als Upgrading zu der zu häufig noch vorzufindenden Kettenhaltung). Die Verbesserungen führen sich ihrer Meinung nach nicht zuletzt darauf zurück, dass nun auch in Polen zunehmend eine neue Generation in Entscheidungspositionen aufrückt.

Abschließend bittet Beate Du Beau ausdrücklich, den Bericht Nummer 5 in der Rubrik „Projekte“ Der Weg nach, die Arbeit in und der Abschied von Klembow zu lesen.

 

Doggennetz.de-Senf:

Wie oben schon angedeutet: Die Recherche zu diesem Transport der Hundehilfe Polen e. V. war die ergiebigste und interessanteste in diesem Themenbereich ever! Teilweise decken sich die Antworten der HHP nicht mit den Bekundungen der Tierschutzvereine, welche Hunde von diesem Transport übernommen haben (vgl. Aua996).

Es ist schon einigermaßen krass, wenn der erste Vorsitzende eines Vereins keine Kenntnisse von den Abläufen in seinem Tierheim hat und mit dem Namen der HHP nichts anfangen kann, obwohl regelmäßig Hunde übernommen werden. Das allerdings bekundet Kritik an den Strukturen so mancher deutscher Tierschutzvereine und hat mit Polen erst einmal nichts zu tun.

Beate Du Beau antwortet auf die Frage nach den Reaktionen auf die Transportbilder, es habe „keine“ gegeben. Auch das passt nicht mit dem zusammen, was die Abnehmervereine der DN-Redaktion zur Auskunft gaben: Man werde das Gespräch mit der HHP suchen, um Mängel an den Transportbedingungen abzustellen.

Sehr viel mehr wissen die DN-Leser jetzt über die polnischen Tierfreunde, welche Kritik üben. Diese Kritik verliert an Glaubwürdigkeit, wenn sie nicht detailliert vorgetragen wird und eine diesbezügliche Presseanfrage unbeantwortet bleibt. Weiß man noch dazu, welchen deutschen Einflüsterungen die Polen unterliegen, werden einige der Vorwürfe zumindest nachvollziehbar.

Umgekehrt jedoch fehlen auch auf der deutschen Seite Kenntnisse und Bereitschaft, gewisse Vorwürfe (z. B. hinsichtlich von „stray animals“ in Tierversuchen) etwas ernster zu nehmen.

Das persönliche Gespräch mit Beate Du Beau stellt den Verein und die Arbeit überlegter und professioneller dar, als es in der schriftlichen Presseantwort herüberkommt. Über die nun seit 15 Jahren laufende reine Nothilfe hinaus sowie den schieren Abtransport der Hunde sind dennoch keine überzeugenden Konzepte erkennbar, wie das Problem im Land auf die Dauer gelöst oder spürbar gelindert werden soll. Ein Bewusstsein für die in Deutschland selbst zunehmend kippende Stimmung hinsichtlich des Auslandstierschutzes in Form der reinen Tierschlepperei konnte diese Redaktion bei der HHP nicht feststellen.

Vielleicht ist es auch einfach so, dass solche vergleichsweise kleinen Vereine in den Detailproblemen ihrer Nothilfe und Transportorganisationen ertrinken und vom unbestrittenen Elend der Hunde in manchen polnischen Tierheimen schlicht überwältigt werden. Die „großen“ Orgas, die im ATS herumfuhrwerken, kochen auch alle nur ihr eigenes Süppchen, so dass Vereine wie die HHP keine Adresse haben, von der sie umfassendere Konzepte und ganzheitliche Lösungen, die auch juristisch tragen und wirtschaftlich sinnvoll sind, abrufen können.

Auch hier – wie bezogen auf viele Inlandsprobleme des Tierschutzes – krankt dieser am „Ehrenamt“, das solches einfach auch nicht leisten kann.

Die bisherige Verfahrensweise deutscher Auslandstierschutzorgas trägt wenig oder zu wenig Früchte. Professionelle Lösungsansätze fehlen. Gleichzeitig geht in der Bundesrepublik die innerdeutsche Tierschutzinfrastruktur zunehmend vor die Hunde und die Stimmung in der Bevölkerung, bei den Behörden, dem Gesetzgeber und den Tierfreunden wendet sich gegen die bisherigen Praktiken des ATS.

Es sieht schlecht aus!