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Aua821: Fundtierverwaltung Landkreis Sigmaringen (3): Das Kreistierheim im Internet

 

{TS-Kritik}

 

Was bisher geschah:

Im ersten Beitrag dieser Serie (
Aua814)  wurde ausführlich in das Thema Fundtierverwaltung und das Versagen der Kommunen eingeführt und der besondere Status des Kreistierheims Sigmaringen in kommunaler Trägerschaft herausgearbeitet. Der zweite Artikel (Aua816) stellte die Besonderheiten der Fundtierverwaltung im Landkreis Sigmaringen dem „normalen“ i. e. sonst üblichen Verfahren gegenüber und listete stichwortartig kolportierte Fälle verweigerter Fundtierannahme und die seit Jahren gleichlautende Auskunft, das Kreistierheim Sigmaringen sei voll. 

 

Alle Tierschützer im Landkreis Sigmaringen, mit denen diese Redaktion bisher gesprochen hat, und viele Bürger, die nolens volens durch ein Fundtier mit dem Thema in Berührung kamen, bewerten einhellig: Die Fundtierverwaltung im Landkreis Sigmaringen funktioniert nicht. Kommunen verweigern die Kostenübernahme; das Kreistierheim ist immer voll. Die Zeche zahlen tierliebende Bürger, die oft genug auf eigene Kosten kastrieren, füttern oder Tiere bei sich aufnehmen,  und die betroffenen Tiere selbst, die nicht auf individuelles Erbarmen stoßen.

Bisher – und diese Einschränkung ist notwendig, weil sich mit jedem Recherchetag neue Problemfelder auftun – zeichnen sich als ganz verschiedene Problemzonen ab. Aus der Fülle diese sei zunächst behandelt: die Präsentation des Kreistierheims Sigmaringen im Internet.  

Intransparenz

Die Struktur der Fundtierverwaltung im Landkreis Sigmaringen ist weitgehend intransparent. Die meisten Bürger in diesem Landkreis haben die Besonderheit der kommunalen Trägerschaft samt den daraus resultierenden Konsequenzen noch gar nicht verstanden. Gelegentliche Zeitungsartikel in der Schwäbischen Zeitung oder im Südkurier kommen über den Status willfähriger und kritikloser Hofberichterstattung (hier)  oder das Aufwärmen gängiger Tierschutzklischees (angeblich verstärktes Aussetzen von Tieren im Sommer) nicht hinaus (guckst du hier).

Auch die neue Verwaltungsregelung vom 1. August 2012 mit dem in Aua816 beschriebenen, einen sinnlosen Verwaltungsaufwand produzierenden Verfahren wurde zwar von den Tageszeitungen berichtet, aber in keiner Weise hinterfragt.

Eine lieblose Internetpräsenz ohne relevante Infos

Die Webseite des Kreistierheims Sigmaringen ist eine digitale Peinlichkeit:  Sie bietet kaum sinnvolle  Informationen. Es ist für Tierfinder, Tierhalter und Tierfreunde relativ uninteressant zu erfahren, wie viele Ladungen Schmutzwäsche das bezahlte Personal dort jeden Tag zu waschen hat oder wie viele Futternäpfe gespült werden müssen (hier).

Bei den Teaminformationen fehlen Hinweise zu den einschlägigen Qualifikationen, Spezialgebieten und besonderen Erfahrungen der Mitarbeiter.

Die Öffnungszeiten  des Tierheims sind ein fertiges Desaster und stehen einer erfolgreichen Vermittlung von Tieren im Wege. Ein Tierheim, das nur an drei Nachmittagen unter der Woche für je zwei Stunden geöffnet hat, vergrämt tieranschaffungswillige Familien und Interessenten. Diese werden sich an den Wochenenden an andere Tierheime wenden, die kundenfreundlichere Öffnungszeiten zu bieten haben.

Die Tierabgabepreise sind kontraproduktiv, wenn ein erwachsener Hund, der immer schwerer als ein Welpe zu vermitteln ist, das Doppelte vom süßen Hundebaby kostet. Die ausgeschriebene Kastrationskaution ist zwar im Sinne des Tierschutzes, juristisch aber gar nicht haltbar. Wenn sich Tierschutzvereine so einen Dummfug auf die Homepage setzen, ist das nachvollziehbar; wie ein Landratsamt dazu kommt, erklärt sich aus der durchgehend dokumentierten Abwesenheit von Sachkunde bei den hier Verantwortlichen.

Eine lieblosere Präsentation der zu vermittelnden Tiere als beim Kreistierheim Sigmaringen lässt sich im Internet kaum finden. Interessenten müssen sich mühsam durch pdf-Dateien klicken. Die wesentlichen Eigenschaften des Tieres werden in schematisierter Tabellenform dargestellt. Wie engagiert die Tiere dabei beschrieben werden, erhellt aus der Tatsache, dass diese Eigenschaften für Hunde und Katzen beim Kreistierheim Sigmaringen identisch sind: So erfährt der Interessierte zur Katze Akira, dass diese Katze kein Familien- und kein Wachhund sei, als Katze nicht in hundeerfahrene Hände vermittelt werden braucht und auch Bellfreudigkeit für die Samtpfote zu verneinen ist.

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Bildzitat Screenshot von:  https://www.tierheim-sigmaringen.de/assets/plugindata/poolb/k_akira.pdf
Umständlich, lieblos und desinformierend: Die Vermittlungsinformationen des Kreistierheims Sigmaringen zu den Tieren. Wie viel Mühe man sich unter der Aegide des Landratsamts Sigmaringen damit macht, rasche gute Plätze für nicht abgeholte Fundtiere zu finden, zeigt das Vermittlungsprofil der Katze AKIRA. Für sie wird die Eigenschaft eines Familien- und eines Wachhundes verneint, sie braucht auch nicht in „hundeerfahrene Hände“ vermittelt zu werden und – welche Erleichterung – Katze Akira ist nicht „bellfreudig„.
Überprüft man übrigens diese standardisierte „Eigenschaftsangaben“ bei den Hunden, fällt schnell auf, dass sich einzelne Angaben komplett widersprechen. Jeder potenzielle Adoptant muss von einer so lieblosen, widersprüchlichen bis unsinnigen Präsentation abgeschreckt werden. Und: Tiervermittlung wird heute schwerpunktmäßig übers Internet initiiert!
Gegenbeispiel: Offensichtlich geben sich Menschen, die ehrenamtlich für den Tierschutz tätig sind, mehr Mühe mit der Vermittlung ihrer Schützlinge. Der im Landkreis Sigmaringen ansässige Tierschutzverein Bad Saulgau zeigt hiereindrücklich, wie man Vermittlungstiere im Internet informativ, liebevoll und ansprechend präsentiert.

Auch die eingestellten Bilder transportieren die absolute Lieblosigkeit, mit der man sich im Kreistierheim Sigmaringen um die Vermittlung der Kostenfaktoren bemüht. Da hat die Katze Fiona schon Glück, denn obwohl sie sich seit fünf Monaten im Tierheim befindet (Aufnahme: 24.07.2012), gibt es immer noch kein Bild von ihr. Trotzdem stehen damit ihre Chancen höher als die der Katze Lilli, denn wer sich aufgrund dieses düsteren und lieblosen Fotos in Lilli verliebt, muss viel Phantasie besitzen!

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Bildzitat Screenshot von: https://www.tierheim-sigmaringen.de/assets/plugindata/poolb/k_lilli.pdf
Mieseste Bildqualität einer ohnehin nicht gerade attraktiven und durch Bulbus-ex zusätzlich gehandicapten Katze. Der Tierfreund kann nur hoffen, dass die Tiere im Kreistierheim Sigmaringen liebevoller behandelt als fotografiert werden! Ob es dann wirklich tröstet, dass Lilli weder Familen- noch Wachhund ist, steht dahin!

 

Ehrlich: null „Service“

Der Wahrheit am nächsten kommt die Webseite des Kreistierheims Sigmaringen in der Rubrik „Service“. Denn von „Service“ ist dort mit keiner Silbe die Rede. Die Abwicklung einer kommunalen Pflichtaufgabe, i. e. die Fundtierbetreuung, wird lediglich wahrheitswidrig als „Service“ bezeichnet.

Im weiteren Seitenverlauf wird dann über das bürger- und tierfeindliche, ungeheuren Verwaltungsaufwand produzierende Prozedere informiert, das jeder Fundtieraufnahme im Landkreis Sigmaringen vorausgeht (siehe auch Aua816).

Dabei werden den Bürgern nur die Informationen als Link angeboten, die der Behörde zupass kommen. So wichtige – und auch juristisch relevante- Informationen, wie sie etwa die Webseite des Arbeitskreises Tierschutz Gütersloh zur Verfügung stellt, die finden Sigmaringer Bürger dort nicht.

Thanks God, gibt’s Doggennetz.de:

Hier können sich Sigmaringer Tierfreunde zu ihren Rechten informieren

Gehen Sie auf die Webseite des Arbeitskreises Tierschutz Güterslohdort links in der Navigationsspalte auf „Katzenrecht“; dort „Katzen und Kater als Fundtiere“; oder: Rubrik „Fundsache Haustier“, dort: „Fundsache BGB“ oder „Fundunterschlagung“ oder „Fundsache Unterbringung“.

Wir nehmen die Pointe vorweg: Nichts im Handling der Fundtierbetreuung im Landkreis Sigmaringen deckt sich mit den dort gelisteten Vorgaben, Rechtsvorschriften, Gerichtsurteilen etc.  


Was die Kreistierheim-Webseite alles nicht bietet

Die Defizite der Webseite des Kreistierheims sind umfassend. Sie lassen sich stichwortartig zusammenfassen:

keine Zahlen, keine Daten, keine Fakten zum Tierheim selbst: keine Anzahl Fundtiere im letzten Jahr, keine Anzahl aufgenommener Pensionstiere; keine Personalkosten, keine Futterkosten, keine Tierarztkosten; keine Vermittlungserfolge;  keine Einnahmen-Ausgaben-Übersicht mit erwirtschaftetem Defizit bzw. Überschuss; etc.

keine Informationen zu irgendwelchen Tierschutzthemen

keine freundliche und einladende User-Ansprache, die Besucher der Webseite zum Verweilen, Stöbern und Lesen verführen könnte.

Ganz schlimm: Keine Übersicht Vermisstenmeldungen

Auch wie man mit der Verwaltung von Tiervermisstenmeldungen umgeht, muss sich das Landratsamt Sigmaringen, welches für das Kreistierheim zuständig ist, von dem kleinen Tierschutzverein Bad Saulgau vormachen lassen. Auf dessen Webseite nämlich findet der verzweifelte Tierbesitzer sofort die Möglichkeit, sein Tier vermisst zu melden. Nach einer solchen Möglichkeit sucht man auf der Webseite des Kreistierheims Sigmaringen vergebens!

Dabei wäre die rasche Zusammenführung von Fundtier und vermissenden Fundtierbesitzer die effektivste Maßnahme, um das Ziel zu erreichen, auf das ansonsten die gesamte Fundtierverwaltung im Landkreis Sigmaringen ausgerichtet ist: Kosten zu sparen! Und zwar: Koste es, was es wolle!

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Bildzitat Screenshot von: https://www.tierschutzverein-bad-saulgau.de/vermisst-gefunden/
Tierfreundlich UND kostensparend: Die Möglichkeiten des Internets nutzen und auf diesem Wege rasch Besitzer und Fundtier wieder zusammenführen! Der kleine Tierschutzverein Bad Saulgau, der ausschließlich mit ehrenamtlichen Kräften arbeitet, vermag solches zu leisten. Die Kreisverwaltung Landratsamt Sigmaringen, die mit einem erwirtschafteten Defizit von rund 200.000 Euro im Jahr das Kreistierheim Sigmaringen betreibt, ist zu solchen minimalen Serviceleistungen nicht in der Lage!


Kurz und knapp: Das Kreistierheim Sigmaringen präsentiert sich im Internet lieblos, trocken, staubig. SO vermittelt man keine Tiere! Und wer keine Tiere vermittelt, produziert für die Kommunen und den Steuerzahler im Landkreis Sigmaringen Kosten!

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Bildzitat Screenshot von: https://tierschutzverein-bad-saulgau.de/vermittlung-katzen/
Es ist nicht so, dass man im Landkreis Sigmaringen nicht wüsste, wie sich Tiere – hier Katzen – ansprechend, informativ und verführerisch präsentieren lassen. Der Tierschutzverein Bad Saulgau im nämlichen Landkreis weiß das sehr wohl. Und dort weiß man noch viel mehr: Dass die Fundtierverwaltung im Landkreis Sigmaringen vorne und hinten nicht funktioniert! Über die Qualität der Unterbringung und Betreuung der Katzen im sogenannten Nestle, der Auffangstation des TSV Bad Saulgau, braucht sich der Betrachter dieser Bilder jedenfalls keine Sorgen mehr machen. Sie sprechen für sich!

 

Weitere Artikel dieser Serie:

Aua814 / Aua816 / Aua824 / Aua840