Aua659

Aua659: Zarenhof: Morddrohung gegen Gesa K. und Aufruf zur Selbstjustiz

{TS-Kritik}

 

Fast zwei Jahre schon liegt der Tierschutzskandal Zarenhof zurück. Szene-Insider kennen den Fall bis zum Abwinken. Für Neulinge zu diesem Stichwort sei vor allem die umfassende Dokumentation von Sonja Zietlow empfohlen:  

Natürlich fand der Fall auch breite Aufmerksamkeit in den Medien. Die ausführlichste Darstellung erfolgte in der September 2011 ausgestrahlten Spiegel-TV-Dokumentation Tiermessies: Wenn Tierliebe außer Kontrolle gerät. Die Dokumentation wurde auf Doggennetz.de ausführlich in Aua298 besprochen.

Am vergangenen Samstag nun strahlte VOX eine Wiederholung dieser auch zum Thema Zarenhof schon sehr eindrücklichen und nahegehenden Doku aus.

Vermutlich ist das am 27. Mai 2012 bei YouTube eingestellte Video eine Reaktion auf diese Neuausstrahlung der Spiegel-TV-Doku.
Da Doggennetz.de davon ausgeht, dass das Video strafbare Inhalte aufweist (Aufruf zu Straftaten), geben wir nur die Quelle an, setzen jedoch keinen aktiven Link: https://www.youtube.com/watch?v=Xh6POo17p90.

 

Handfeste Morddrohung und Aufruf zur Selbstjustiz

Das auf YouTube eingestellte Video ist überschrieben mit dem Vor- und Nachnamen der Zarenhofbetreiberin sowie dem Zusatz „Hunde-KZ-Betreiberin“. In eckigen Klammern ist ergänzt: „[sie muss sterben]“.

Das Video selbst beginnt mit einzelnen Textblöcken:

„Wanted! Dead or Alive!“

„Deutschland sucht eine Hunde-KZ-Betreiberin“

Dann folgt wieder volle Namensnennung sowie die Angabe des letzten bekannten Aufenthaltsorts. Anschließend dies hier:

Aua659  
Bildzitat Screenshot von: https://www.youtube.com/watch?v=Xh6POo17p90 am 30.05.2012.

Der Rest des Videos besteht fast komplett aus der Spiegel-TV-Doku.

Erst am Schluss wird wieder Text eingeblendet:

              

Sollte jemandem der Aufenthaltsort dieses Untermenschen bekannt sein eine Email an mich und sie wird nie wieder ein einziges Tier quälen

(ibid.)

              

Unter dem von einem User namens <homegrowpro01> eingestellten Video findet sich folgender Text:

              

Gesa K. [Name von dieser Red. gekürzt]  die angebliche tierschützerin und hundeexpertin und trainerin.
solchen menschen kann man nicht mehr helfen. die rückfallquote liegt bei 100%. das heisst : nicht eine einzige person hört damit auf tiere zu horten. selbst nachdem ein verbot ausgesprochen wurde. und die tiere mehrere male entfernt wurden werden ein paar tage in manchn fällen sogar stunden neue tiere angeschafft oder es werden vorher versteckte tirer wieder geholt und die polizei macht nichts. Daraus folgt: der einzige weg ist SELBSTJUSTIZ. das gesetz selber in die eigene hand nehmen

(ibid.; Hervorhebung d. Red.)  

              


Fanatisierung und Radikalisierung schreiten zügig voran

Den Hinweis auf dieses skandalöse Video erhielt die Redaktion von einer entsetzten Doggennetz.de-Leserin. Sie wies ausdrücklich darauf hin, dass es keine Entschuldigung für das gibt, was Gesa K. den Hunden angetan habe. Doch dieser Aufruf schockiere sie doch sehr.

Eine andere Doggennetz.de-Leserin fragt, ob solche völlig überschießenden und nicht mehr akzeptablen Reaktionen eventuell auch auf das vergleichsweise oder zumindest von Tierfreunden als (viel zu) „mild“ empfundene Gerichtsurteil zurückzuführen sei (vgl. Aua116)? Der fassungslose Kommentar von Sonja Zietlow zu der „heimlichen“ Gerichtsverhandlung lesen Doggennetz.de-Leser hier.

Alles berechtigt. Alles d’accord!

Trotzdem sind Drohungen wie die obige nicht akzeptabel und schaden dem Tierschutz insgesamt. Selbst Sonja Zietlow als – abgesehen von den Hunden – Hauptbetroffene des Skandals hat zu keinem Zeitpunkt die Rechte von Gesa K. verletzt oder gar in Frage gestellt.

Doggennetz.de hat Sonja Zietlow um einen Kommentar zu diesem Video angefragt.

Insgesamt aber passt auch dieser neue Exzess zu der von Doggennetz.de laufend dokumentierten und galoppierend fortschreitenden Fanatisierung und Radikalisierung der Tierschützerszene, wie sie in der „Menschenjagd von Welver“ gerade jüngst erst ihren Höhepunkt fand.

Wortwahl weist in die braune Richtung

Doggennetz.de kritisiert dabei auch die nachweisbaren Verbindungen zur kriminellen und rechtsextremistischen Szene. Gerade die behauptete Nähe zu Rechtsextremisten wird wiederum als Kritik gegen diese Redaktion vorgebracht.

Allerdings: Wenn Morddrohende und zur Selbstjustiz Aufrufende sich selbst solcher Vokabeln wie „Untermensch“ bedienen, sollten sie sich hinterher nicht beschweren, wenn diese Wortwahl in den politisch korrekten Zusammenhang gestellt wird. 

Aua659Bild2EE

Das gehört auch zu den Pathologien der Tierschutzszene, denn Gesa K. war einst gefeierte Heldin, gegen die kein Wort der Kritik geduldet wurde.
Doch dem „Hosianna“ von gestern folgt nun – kongruent maßlos –  das „Kreuzigt sie!“.
Zeichnung: Erri Emra

Aktualisierung vom 04.06.2012:

Wie uns ein Doggennetz.de-Leser mitteilt, habe er Strafantrag gegen denjenigen gestellt, der das Video bei YouTube eingestellt hat.

Der Text unter dem Video war übrigens NACH dem Erscheinen dieses Doggennetz.de-Artikels noch dahingehend verschärft worden, dass eine Belohnung von Euro 15.000 für denjenigen ausgesetzt worden war, der Hinweise auf den Aufenthaltsort von Gesa K. geben könne.

Bemerkenswert auch: Schriftlich per E-Mail nach telefonischem Avis hatte Doggennetz.de bei Sonja Zietlow einen Kommentar zu dieser Morddrohung erbeten. Falls Sonja Zietlow dieser Redaktion den Kommentar beziehungsweise die dringend notwendige Distanzierung von diesem Video nicht direkt zukommen lassen wollte, war auch ausdrücklich angeboten worden, einen entsprechenden Link zu den Webseiten von Sonja Zietlow auf DN anzugeben, wo eine entsprechende Distanzierung der Prominenten von dem Video und Aufruf erfolgt.

Die Presseanfrage wurde nicht beantwortet. Einen Link auf eine wie auch immer geartete Distanzierung hat diese Redaktion nicht erhalten. Weder auf der Seite Beschützer-Instinkte noch auf der Zarenhof-Info-Seite ist Entsprechendes (bis zum heutigen Datum) zu finden.

Damit hat Sonja Zietlow, insbesondere in ihrer Promi-Rolle, nach Meinung dieser Redaktion eine wichtige Gelegenheit versäumt, insgesamt gegen Hetze, Hass und Radikalisierung in der Tierschutzszene ein wichtiges Zeichen zu setzen.

Inzwischen ist das hetzerische Video bei YouTube entfernt worden:

 Aua659Morddrohgweg 

Bildzitat Screenshot von: https://www.youtube.com/watch?v=Xh6POo17p90 am 04.06.2012.


Aktualisierung vom 04.06.12 / 15.00 Uhr:

Kaum ist da Video unter o. g. Quelle gelöscht, taucht es unter zwei neuen URLs auf. Dieses Mal fehlt zwar der Hinweis hinter dem Videotitel „[sie muss sterben]“, sonst handelt es sich um das identische Video – auch mit den entsprechenden Texteinblendungen.

Quellen:

https://www.youtube.com/user/GesaKuhnKotfresser
https://www.youtube.com/watch?v=85U8iL2o1j0&feature=plcp