Aua453: MENSCHEN, TIERE UND DOKTOREN: Entsetzliche Pferde-Euthanasie als große Show

{Ein satirischer TV-Kommentar}

 [Bitte beachten Sie unbedingt Aua1394 im Jahr 2014 als unterhaltsame Aktualisierung der nachfolgend geschilderten Vorgänge!]

 

Der Voyeurismus und das gnadenlose Draufhalten mit der Kamera bei den Privaten hat gestern einen neuen Höhepunkt gefunden. In der Sendung Menschen, Tiere & Doktoren, die mit ihren zweifelhaften Ausstrahlungen schon einmal Gegenstand der Berichterstattung auf Doggennetz war (vgl. Aua382), wurde die Euthanasie einer Stute gezeigt, die nach Meinung der Redaktion unmöglich legis arte gewesen sein kann. Die Stute führte auch noch ein Fohlen, das das gesamte Drama mit ansehen durfte.

Euthanasie als hohe Kunst – oder das Gegenteil

Diagnose: Hufkrebs. Im Video beginnt das Desaster etwa bei Laufmeter 00:38:24. Der Tierarzt erklärt, warum eine „Erlösung“ der Stute notwendig sei. Um 00:39:26 zieht er die Sedierung/Narkose auf, die etwa um 00:40:09 gesetzt wird.

Zu beachten ist: Die angegebenen Laufmeter des Videos dienen lediglich zur rascheren Leser-Orientierung. Es ist nicht auszuschließen, dass das originale Kameramaterial geschnitten wurde und der tatsächliche Verlauf und die tatsächliche Dauer dieser Euthanasie noch länger gedauert hat.

Die Stute kämpft gegen die Sedierung an. Offensichtlich läuft das Ganze nicht, wie es sollte, denn der Tierarzt kommentiert: „Normalerweise müsste sie jetzt schon liegen. Sie kämpft also jetzt noch mit aller Gewalt.“

Schön, dass wir hautnahe Zeugen dieses Kampfes werden dürfen!

Dann rennt der Tierarzt weg, weil er offensichtlich erst noch weiteres Narkose-Sedierungsmittel aus dem Fahrzeug holen muss! HOLEN MUSS!

Der Pferdebesitzer steht allein mit der schwankenden Stute, die in dem Moment zusammenbricht. Der Tierarzt kommentiert: „Das darf nicht wahr sein!“ Die Stute richtet sich wieder auf.

Schön, dass die Kamera beim Zusammenbruch der Stute nahtlos mitgeht!

Man sieht den Tierarzt von hinten. Vermutlich besorgt er sich jetzt die nötigen Mittel? Wie voraussschauend!

Das Fohlen blickt zu seiner Mutter und ihrem Todeskampf herüber und wiehert.

Schnitt. Unter dem Kommentar „Das ist doch nicht wahr“ und einem Stöhnen sieht man den Tierarzt eine weitere Sedierung setzen. „Das ist eine Dosis für ein Kaltblut“, meckert er.

Die Stute steht, die Stute wankt.

Schön, dass wir – und auch das Fohlen – keine Sekunde dieses Todeskampfes verpassen!

Die Stute fällt schwer auf den Sandboden, überkugelt sich, strampelt mit den Beinen.

Bildzitat Screenshot vonhttps://www.voxnow.de/menschen-tiere-doktoren/traechtige-stute-mit-hufkrebs.php?container_id=72724&player=1&season=0 am 29.12.2011.
Nein, diese Stute möchte sich weder wälzen noch rumkugeln. Sie möchte sterben und geht hier gerade zum zweiten Mal zu Boden! Beim ersten Zusammenbruch war der verantwortliche Tierarzt gerade unterwegs zu seinem Auto, um weiteres Narkosemittel zu holen ...

 

Schön und danke, VOX, dass wir alle dabei zusehen dürfen, wie sich dieses Pferd in den Tod quält.

BEVOR der FACHMANN (???) nun „die eigentliche Tötungsspritze“ setzt, erklärt er der laufenden Kamera, dass er jetzt die eigentliche Tötungsspritze setzt. Denn wir wollen bei all dem nicht vergessen: Primär geht es hier um Fernsehaufnahmen! Es geht um erschütternde Bilder! Es geht um Einschaltquoten. Es geht vielleicht auch um Werbung für diesen Tierarzt. Sicherlich aber geht es nicht darum, dieser Stute einen würdigen Tod zu verschaffen! Würde er sonst nicht endlich mal die Klappe halten und zügig zuarbeiten?

Schön, dass wir das Grauen auch noch fortlaufend kommentiert bekommen!

Schön, dass wir alle dem verröchelnden Leben nachlauschen dürfen: Man hört das schwere Atmen der Stute und ihr Schnauben. Gut, dass „der Ton“ nahe genug am vergehenden Leben dran ist, um die Authentizität auch akustisch nachspürbar zu machen. Oder hat man „dem Mädchen“ vorher noch ein Mikrophon in die Nüstern gepfriemelt?

Wieder wiehert das kleine Hengstfohlen, das in Sichtweite abgebunden ist, seiner verendenden Mutter hinterher.

Um 00:42:13 hört der Tierarzt die Stute noch einmal ab.

Um 00:42:17 vermeldet er: „Das Herz hört jetzt auf zu schlagen“, d. h. noch schlägt es, denn sonst hätte er diese Information im Perfekt gegeben!

Schön, dass viele viele Tierfreunde diesen spannenden Moment nicht verpasst haben!

Um 00:42:25 verkündet die Stimme aus dem Off: „Das Leiden hat ein Ende.“

Ob der Off-Sprecher damit das allgemeine Leiden unter dem Hufkrebs oder das pointierte Leiden dieser Euthanasie meint, wird nicht klar!

Der Tierarzt ruft der Seele noch hinterher: „Gute Reise, mein Mädchen!“, wobei er doch maßgeblich daran beteiligt war, diese Reise relativ „unrund“ (maximaler Euphemismus zur Verhinderung von Rechtsfolgen …) beginnen zu lassen?

Tierarzt: „Das ist immer ein jämmerliches Bild.“ Auch hier ist nicht ganz klar, was oder WEN er jetzt meint? Wer genau hat ein „jämmerliches Bild“ abgegeben?

Aber schön, dass wir alle Zeugen dieser Jämmerlichkeit sein durften!

Nachdem die Euthanasie-Show vorbei ist, wird „der kleine Hengst“  im Stall gezeigt.

Wie niedlich, dass er seiner Mutter zuvor bei der qualvollen Einschläferung zugucken durfte!

Auch der Tierarzt hat jetzt noch Bedarf nach „schönen“ Bildern und schaut sich das Waisenfohlen im Stall an.

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Doggennetz.de-Senf:

Ein empörter Doggennetz-Leser, welche die Redaktion auf diese Unglaublichkeit aufmerksam gemacht hat, will sich jetzt an die zuständige Tierärztekammer wenden, um dort prüfen zu lassen, ob dieser Tierarzt korrekt gearbeitet hat.

Diese Redaktion fragt sich, was wir bei VOX als nächstes zu sehen bekommen?

Und der Tierarzt lernt vielleicht, wie jüngst auch der Oberkynologe Michael Grewe bei Stern-TV, dass die Präsenz von Fernsehkameras bei der anspruchsvollen Arbeit eine verdammt zweischneidige Angelegenheit ist!

Da diese Redaktion die Sendung nicht original sehen konnte, ist ihr leider auch entgangen, welche Unternehmen ihre Werbung auf diese skandalöse Szene gesattelt haben.

Das Video endet mit einer Werbung von billiger.de. Diese Redaktion findet: Passt! Billiger lässt sich so etwas Spektakuläres sicherlich nicht produzieren, wenn mitten in der Euthanasie schon nicht genug Narkosemittel greifbar ist?

Aktualisierung vom 29.12.2011 / 20.00 Uhr

Bisher liegen der Redaktion als Reaktion auf dieses Aua bzw. den skandalösen VOX-Beitrag von Doggennetz-Lesern vor:
# 1 Protestschreiben an VOX direkt
# 1 Einschreiben an die zuständige Tierärztekammer mit einer Beschwerde über den verantwortlichen Tierarzt
# 2 angekündigte Strafanträge gegen die Verantwortlichen