Aua272: Tierschutz als Deckmantel für rechte Ideologien

{TS-Kritik}

 

Bestimmte Strukturen der Tierschützer-Szene – z. B. Personenkult, rein emotionale Argumentation, Misanthropie, Herabwürdigung ganzer Völker als Tierquäler (z. B. Rumänien, Spanien etc.)  – haben den Verdacht schon lange nahe gelegt: Zumindest ein Teil der Tierschützer-Szene im karitativen Bereich (von der Tierrechtsbewegung weiß man das schon länger) dreht bedrohlich stark rechts.

Den Hallo-Wach-Schuss dürfte der Durchblicker-Teil der Szene vernommen haben,  seit auf Doggennetz dokumentiert ist, welche Verbindungen sich zu den Akteuren hinter Buch und Video Gnadenlos gegen Gnadenhof nachweisen lassen (vgl. Aua261).

Der aus der Tierrechtsszene bekannte Helmut F. Kaplan z. B. gehört zum „Wissenschaftlichen Beirat“ der <Wissensmanufaktur> von Andreas Popp und Pia Kästner, die hinter Buch und Video „Gnadenlos gegen Gnadenhof“ stehen. Über Helmut F. Kaplan hat der Publizist Henryk M. Broder den hinreichend erleuchtenden und köstlich unterhaltenden Artikel „Kennen Sie Kaplan? Dr. Marbuse trifft Rumpelstilzchen ….“ Geschrieben, der in Aua266 kommentiert und verlinkt wurde.

Der Verein Haus- und Wildtierhilfe Lüneburger Heide e. V., dem rein karitativen Tierschutz zugehörig, wird geleitet von Pia M. Kästner und Andreas Popp. Der Verein ist im Internet auch nur über die Website von Wissensmanufaktur erreichbar. Gleichzeitig ist Pia M. Kästner „Managerin der Wissensmanufaktur“ (https://www.wissensmanufaktur.net/ personen) und Andreas Popp daselbst „verantwortlich für die wissenschaftlichen Gremien“ (ibid.).

Der Zusammenhang zwischen dem Tierschutzverein und der <Wissensmanufaktur> ist nachweisbar und kein Geheimnis.

Von den Herzen in die Köpfe

Dass das Thema Tierschutz allgemein ein geschmeidiger Kopföffner für manche Tierschützer und Tierfreunde sein kann, mit dem sich staatsfeindliche Ideologien und Institutionen neue Zielgruppen erschließen, darüber hat Eric Strittmatter auf der Internetplattform Netz gegen Nazis geschrieben. Der Artikel Tierschutz als Deckmantel für Naziideologien skizziert kurz die Historie, bezeichnet die Zielgruppe („gerade junge Menschen“), benennt den Deckmantel und verweist auf die gezielte Unterwanderung der Szene.

Bisher geschah diese Unterwanderung in der argumentativ leichter zugänglichen Tierrechtsbewegung. Schlüsselwort: Antispeziezismus. Sie geschah des Weiteren an Hand bestimmter konkreter Einzelfälle (Zirkus, Schächten etc.).

Relativ neu ist nach Doggennetz-Wahrnehmung die direkte Ansprache über einen „klassischen“ und karitativ tätigen Tierschutzverein. Der skandalöse und bundesweit bekannte Tierschutzfall „Gnadenhof“ Momo wird aufgegriffen. Die Betreiber werden von Tätern zu Opfern umdefiniert, zu Märtyrern in einer materiellen, über das Wohl der Tiere rücksichtslos  hinwegsteigenden Gesellschaft aufgebaut und einem „gnadenlosen“ Staat gegenübergestellt, der mit Willkürakten außerhalb rechtsstaatlicher Kontrolle gegen „gute Menschen“ vorgehe.

Wichtige Fakten werden nicht genannt

Wichtige Fakten werden uneingeweihten Rezipienten des „Gnadenlos-gegen-Gnadenhof“-Videos vorenthalten: Die jahrelange Vorgeschichte dieser Einrichtung, die verschiedenen Gerichtsurteile und Tierhaltungsverbote gegen die Betreiber, der zu den aktuellen Vorgängen vorliegende Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg und vieles andere mehr. Eine aktuelle Dokumentation dieser Vorgeschichte leisten derzeit verschiedene User im Wuff-Forum. Dort finden sich die Daten und Links in Hülle und Fülle, die jeder uneingeweihte Beobachter braucht, um sich ein objektives Bild von dem Fall „Momo“ zu machen.

Schwere handwerkliche Fehler

Gegen das Video und seine Macher sprechen darüber hinaus schon jetzt schwere handwerkliche Fehler. Zum einen steht inzwischen vom Oberlandesgericht Lüneburg bestätigt fest, dass der „Gnadenhof“ Momo überhaupt kein Gnadenhof ist, weil er die Merkmale eines solchen nicht erfüllt. Wieder und wieder wird aber dieses Label, das auch im Titel von Video und Buch vorkommt, benutzt.

Im Video selbst wird von einer Sprecherin aus dem Off behauptet, die Betreiber des Gnadenhofes würden dort Gutes tun „ohne jede staatliche Unterstützung“. Auch ohne die in der Szene und den involvierten Behörden bekannte Details aus der sozialen Lebenssituation der Betreiber hier erneut zu zitieren, ist beweisbar, dass das nicht stimmt.

Ein ganz schlimmer Lapsus ist den Filmemachern mit der Behauptung unterlaufen, (andere) Tierheime seien kommerzielle Einrichtungen. Hier mussten die Verantwortlichen jetzt schon zurückrudern. Ohne Datumsangabe steht jetzt auf der Wissensmanufaktur-Website eine Art Entschuldigung, beginnend mit „Falls der Eindruck entsteht, dass wir Tierheime als <kommerziell> ansehen …“ (https://www.wissensmanufaktur.net/gnadenhof).

Der Eindruck entsteht nicht einfach so und von allein, der böse. Michael Vogt heftet das Etikett „kommerziell“ ausdrücklich den Tierheimen an, wenn er im Gespräch mit Barbara Bennefeld die Hoffnung artikuliert, dass die Behörden schlussendlich einsehen, „was eben der Unterschied zwischen einem kommerziell geführten Tierheim und einem Gnadenhof“ sei (Kurzversion „Gnadenlos gegen Gnadenhof“ auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=ZZqL9obpsmg).

Auf so dramatische logische Brüche wie dem, dass kein Amtstierarzt in Deutschland ausgerechnet damit Karriere machen kann, seinem Landkreis Kosten in fünfstelliger Höhe zu bescheren, weil er den Vollzug des Tierschutzgesetzes durchsetzt, wurde schon in Aua257 hingewiesen.