Aua270: Uwe Stierand / Zwinger vom Evaschacht: Pragmatische Lösung gefunden

{TS-Kritik}

 

Im Januar 2011 machte die Meldung und die Empörung über eine angekündigte Hunde-Versteigerung der gewerblichen „Züchtergemeinschaft“ Zwinger vom Evaschacht, Uwe Stierand, die Runde durch die Tierschützerszene (vgl. Aua59).

Doggennetz hatte ausführlich  über den Fall berichtet (vgl. Aua 65, Aua67, Aua68, Aua90 Aua147 sowie als Satire Aua64).  Der oberste Medien-Tierschützer der Nation, Frank Weber, war mit seinem obligatorischen Vox-Fernsehteam angereist und hatte den Fall kommentiert (DN-Kritik dazu in Aua90).

Geholfen haben alle diese Aktionen den betroffenen Hunden nicht.

 

Ausdauernd, pragmatisch, erfolgreich

Inzwischen hatten sich dann auch verschiedene Helfergruppen vor Ort zusammengefunden. In Nullkommanix kam es zu Zerwürfnissen zwischen den einzelnen Parteien über das im Falle Stierand richtige Vorgehen.

Unter der Überschrift „Typisch Tierschützer“ hatte DN in Aua147 diese Zerwürfnisse kurz kommentiert.

Fakt ist aber auch: Die Pragmatiker unter den Engagierten für diesen Fall haben jetzt tatsächlich eine Lösung gefunden. Einige Hundefreunde der Region zusammen mit dem Tierschutz Halle konnten mit Uwe Stierand einen Deal schließen: Die immer noch zum Verkauf stehenden Tiere werden jetzt unter Einschaltung der Tierschützer zu einem Minimalpreis verkauft bzw. vermittelt. Abgemacht ist eine Abgabe mit zwischengeschalteten Schutzvertrag, Vorkontrolle und Nachsorge. Diesen Aufwand übernehmen die Tierschützer. Die Abgabepreise wurden auf 350 Euro Maximalgebühr für die jungen Tiere bis zu einem Jahr und dann abfallend gestaffelt bis zu null Euro für die älteren Zuchthunde ausgehandelt. Dieses Geld erhält – selbstverständlich – Stierand!

Anders wäre eine Lösung nicht möglich gewesen.

Und selbst beim „Höchstpreis“ von 350 Euro für Junghunde, die jetzt schon seit September 2010 im Zwinger sitzen, legt der Vermehrer Stierand richtig dick drauf. Dieses Geld deckt nicht einmal einen Bruchteil seiner Kosten.

 

Tiere oder Prinzipien schützen?

Für diesen Deal werden die erfolgreichen Hundefreunde mit dem pragmatischen Ansatz von den gegnerischen Gruppen kritisiert. Zu recht wirft deshalb ein Hauptakteur die Frage auf: „Wollen wir Tiere oder wollen wir Prinzipien schützen?“

Das ist die Kernfrage!

Nach Doggennetz vorliegenden Informationen soll übrigens Frank Weber die Mithilfe bei der pragmatischen Lösung verweigert habe. Es fanden sich Interessenten aus dem Raum Hamburg. Bei der Anfrage an Weber, ob er bzw. sein Team die Vorkontrolle dort übernehmen könnten, habe Frank Weber dies mit dem Hinweis auf den Geldfluss an Stierand abgelehnt.

Aber auch diese Entscheidung ist verständlich für eine Person, die derart im (selbst gewählten) Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit und vor allem unter Dauerbeschuss von Doggennetz steht! Eine Vorkontrolle im Rahmen einer Aktion, deren materieller Erlös einem Gewerblichen zufließt, wird ratzfatz zum Tatvorwurf der Mithilfe.

Zurück zu den Hunden: Doggennetz kann die Hundefreunde aus Halle nur für ihren pragmatischen Ansatz loben. Eine andere Lösung war auch aufgrund der Position des zuständigen Veterinäramtes nicht möglich gewesen.

Der Deal mit dem sich selbst als „Hundefabrikant“ etikettierenden Uwe Stierand sieht nach Auskunft der mitteldeutschen Hundefreunde vor, dass ihm nur drei Hunde verbleiben sollen. Die Zwinger würden schubweise abgebaut und sollen gegen Erstattung des Materialwerts an den Tierschutz Saalekreis gehen.

Drei Hunde sollen jetzt schon den Zwinger vom Evaschacht verlassen haben; für weitere fünf Hunde gibt es Interessenten.

Vielleicht bringen die leisen Praktiker diese Tragödie zu einem für die betroffenen Hunde guten Ende – auch wenn dieses Ende von einem Kompromiss gekennzeichnet ist. Wie so viele Lösungen!

Glückwunsch nach Halle!

Aktualisierung vom 29.08.2011:

Eine abweichende Darstellung zu den bisherigen Vermittlungserfolgen und zu den Abmachungen für die Zukunft gibt Uwe Stierand im Telefonat mit Doggennetz. Berichten die Haller Hundefreunde, dass am vergangenen Freitag jetzt alle Setter den Zwinger vom Evaschacht verlassen konnten, behauptet Uwe Stierand am Samstagmorgen: „Es ist noch nichts passiert.“ Lediglich eine ältere Beagle-Hündin sei auf eine Pflegestelle abgegeben worden.

Auch zur Anzahl der für den Hundefabrikanten verbleibenden Hunde gibt Stierand abweichende Zahlen: Wenn alle anderen Hunde vermittelt wären, so behalte er zwei Beagle-Hündinnen, zwei Münsterländer-Hündinnen und jeweils einen Rüden, um als Hobby-Züchter weiterzumachen.