TL48/15: Tierschutzverein Düsseldorf: Alle Image-Schnitzer in einem (1) Interview komprimiert!

 

{der satirische Kommentar}

[10.02.15]

Die erste Vorsitzendes des Tierschutzvereins Düsseldorf, Monika Piasetzky, hat der Lokalzeitung rp.online ein Interview gegeben: hier.

Wenn man zur Kritik an Tierschützern und Vereinsvorständen anhebt, ist stets zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um ein Ehrenamt handelt, das naturgemäß von Laien ausgeführt wird. Deshalb verdient die Professionalität, mit der Monika Piasetzky alle fetten Image-Schnitzer in einem einzigen Interview unterbringt und damit dem Tierschützer-Dilettantentango eine bemerkenswerte Aufführung verschafft, besondere Hervorhebung.

Piasetzky berücksichtigt fast alle wichtigen Merkmale, um den Tierschutz im Allgemeinen und die Anliegen des TSV Düsseldorf im Besonderen maximal zu diskreditieren. Als da wären:

 

1. Heben Sie Ihre soziale Inkompetenz deutlich hervor!

Als Vorsitzende sollte man auf gar keinen Fall von dem Verein als einem Gemeinschaftsprojekt, von dessen engagierten Mitgliedern, den fleißigen Tierheim-Mitarbeitern und den unentbehrlichen freiwilligen Helfern sprechen, sondern – Piasetzky macht das hier perfekt vor – ausschließlich von sich selbst. Preisen Sie zunächst Ihre eigene ethische Vorzüglichkeit, um den Abstand zum schäbigen sozialen Rest Ihres Vereines deutlich herauszustreichen:

              

ICH pflege einen veganen Lebensstil. […]

Leider stehe ICH mit dieser Einstellung oft noch alleine da.

ICH versuche aber … […]

ICH habe viele Bauprojekte umgesetzt […]

MIR ist eine große Beteiligung der Mitarbeiter an Entscheidungen wichtig […]

[…] … kann ICH nur profitieren […]

[…] MIR sind nicht die Vermittlungszahlen wichtig … […]

[…] ICH setze bloß neue Schwerpunkte … […]

MIR ist es wichtig, mehr Transparenz zu schaffen […]

(rp.online.de, 09.02.15: Düsseldorfer Tierschutzverein will mehr Geld von Stadt)

  

              

Natürlich können Sie als Interviewpartner durchaus Einfluss auf die Fragen der offensichtlich themenfremden Interviewerin nehmen. Bei einem Artikel über den Verein könnten Sie die Frage nach Ihrer persönlichen Einstellung zum Tierschutz zum Wohle dessen zurückweisen. Tun Sie es nicht! Solche Gelegenheiten zur hemmungslosen Selbstdarstellung bieten sich schließlich nur selten. Feiern Sie sich! Kein Hauch über irgendwelche Teams, kein Ton über irgendwelche Helfer, kein Wort über tolle Mitarbeiter. Entfalten Sie Ihre Egozentrik hemmungslos!

 

Lassen Sie als Vorsitzende eines Tierschutzvereins auch andere Menschen an der Herrlichkeit Ihrer Nabelschau teilhaben! Erwähnen Sie auf gar keinen Fall irgendwelche Teams, Kollektive, Mitarbeiter, Helfer, Unterstützer und all das, was einen VEREIN ausmacht! Reden Sie ausschließlich von sich und Ihrer ethischen Vorzüglichkeit. Oder nehmen Sie sich einfach ein Beispiel an Monika Piasetzky vom TSV Düsseldorf.
Foto: KIS CART / Kim Schröder / pixelio.de

 

 

2. Streichen Sie die Beteiligung Ihres Vereins am gewerbsmäßigen Hundehandel fett heraus!

Es ist garantiert ein unglaublich genialer Schachzug, ausgerechnet im Kontext mit Verhandlungen zur Vergütung der von der Stadt Düsseldorf übertragenen Fundtierverwaltung die Beteiligung Ihres Ichs und Ihres Vereins am gewerbsmäßigen Hundehandel ganz fett hervorzuheben. Das Sie interviewende Blümchen weiß vielleicht gar nicht, dass Ihr leichtfüßiges Eingeständnis „vermitteln wir auch Hunde aus dem Ausland“ Beweis der Beteiligung Ihres Ichs und Ihres Vereins am gewerbsmäßigen Hundehandel ist, wie ihn der Gesetzgeber mit der Novellierung von Paragraf 11 Absatz 1 Satz 1 Nr. 5 Tierschutzgesetz als solchen definiert und erlaubnispflichtig gemacht hat.

Damit treten Sie ganz nebenbei auch der offiziellen NRW-Landespolitik geschickt in die Eier, die sich seit vielen Jahren ausdrücklich vom Auslandshundehandel distanziert und etwa Förderungen für Tierheime davon abhängig macht, dass die Trägervereine nicht in dieses Geschäft verwickelt sind (vgl. schon 2011: Aua110).

Für Kenner der Materie ist es auch sehr beunruhigend, wenn Sie bei der Verknüpfung der drei unverträglichen Themen (Tierschutz vs. Hundehandel plus Fundtierverwaltungsentgelt) keinerlei Garantien für die Stadt Düsseldorf erwähnen, dass sich diese Auslandshunde nicht, wie andernorts schon geschehen, versehentlich in die Fundtierstatistik „verlaufen“. Mit kaufmännischer Professionalität vermeiden Sie bei der interviewenden Journalistin so unheilvolle Verquickungen wie „Subvention des gewerbsmäßigen Hundehandels mit Steuergeldern“. Chapeau!

 

So viel Ehrlichkeit findet man selten bei „Tierschützern“: Die erste Vorsitzende des TSV Düsseldorf, Monika Piasetzky, gibt die Beteiligung ihres (hier: wörtlich zu nehmen) Vereins am gewerbsmäßigen Hundehandel nicht nur offen zu, sie begründet ihn auch noch mit rein kaufmännischen Argumenten! Furios und beispielgebend!
Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

 

 

3. Begründen Sie den gewerbsmäßigen Hundehandel ausschließlich mit kaufmännischen Argumenten

Gewerbsmäßige Hundehändler unter dem Etikett des Tierschutzes mit wortreicher Ehrlichkeit sind verdammt selten! Hier gebührt Monika Piasetzky zusätzlicher Lorbeer, wenn sie die Beteiligung ihres Ichs und ihres Vereins am gewerbsmäßigen Hundehandel wie folgt begründet:

              

Seit wir viele verschiedene Hundetypen anbieten können, verzeichnen wir einen größeren Besucherstrom, der auch den Düsseldorfer Tieren zugutekommt.

(ibid.)

              

Sie spricht hier ja nur eine uralte kaufmännische und kapitalistische Wahrheit aus: Ein breiteres Warenangebot („Hundetypen“) verbessert die Position im Wettbewerb (des gewerbsmäßigen Hundehandels). Die DN-Redaktion zollt Frau Piasetzky Dank für so viel Ehrlichkeit. Statt dem verlogenen Schmus von „Tierschutz ohne Grenzen“ und „wir retten Hundeleben“ ehrlich, offen und ungeschminkt: Die Verbreiterung der Angebotspalette durch Hundetypen aus dem Ausland verbessert den Um- und Absatz! Grandios!

Den folgenden Satz von wegen „Außerdem verhindern wir so, dass künftige Hundebesitzer illegale Welpenkäufe tätigen oder Tiere im Internet bestellen“ (Quelle) kauft ihr ja schon die protokollierende Journalistin nicht ab, erkennbar an der treffenden Replik „Sie stellen aber selber auch ihre [sic!] Tiere im Internet vor“.

Apropos „illegal“: Der Tierschutzverein Düsseldorf, Entschuldigung: SIE, gnäd‘ Frau,  haben die notwendige Erlaubnis nach Paragraf 11, Absatz 1, Satz 1 Nr. 5 Tierschutzgesetz für den gewerbsmäßigen Hundehandel?

Sonst wäre es ja blöd, gell, weil andernfalls der TSV Düsseldorf SIE selbst illegalen Hundehandel betreiben würden! Im Impressum der Webseite Ihres Vereins von Ihnen steht dazu nämlich leider nichts! Vielleicht könnte sich der TSV Düsseldorf wie andere gewerbsmäßige Hundehändler auch (hier und hier) dazu aufraffen, die dafür notwendige Erlaubnis der zuständigen Veterinärbehörde doch bitte im Impressum zu benennen?

 

4. Widerlegen Sie sich selbst!

Es ist enorm wichtig, den zentralen und regional relevanten Appell in so einem seltenen Interview auf allen Seiten dick mit Unglaubwürdigkeit abzupolstern:

              

Wir bräuchten mehr Mitglieder, nicht nur wegen der Beiträge, sondern vor allen Dingen, damit unsere Stimme mehr Gewicht hat, wenn wir uns für die Rechte der Tiere einsetzen.

(ibid.)

              

„UNSERE Stimme“? Ausgedruckt knapp drei DIN-A4-Seiten Interview belegen doch gerade erst, dass es beim TSV Düsseldorf nicht um „unsere“ Stimme im Sinne eines Kollektivs geht, das GEMEINSAM einem höheren moralischen Ziel entgegenstürmt, sondern nur um die eine Stimme von Monika Piasetzky, ihre ethische Vorzüglichkeit, ihren privaten Tierschutz, ihre Präferenzen, ihre Ambitionen,ihre Schwerpunkte etc.

Damit hat sie das angebliche Ziel doch erfolgreich widerlegt. SO stellt man Unglaubwürdigkeit her!

Schade, dass die interviewende Journalistin nicht bei der Verträglichkeit von „die Rechte der Tiere“ mit gewerbsmäßigen Hundehandel nachhakt. Mist, Mist, Mist!

Auch wenn dieser sonst entblößende Artikel es nicht preisgibt, der Tierschutzverein Düsseldorf und das Tierheim Düsseldorf bestehen tatsächlich noch aus zwei-drei weiteren Personen: hier und hier!

 

Das Gesamtbild abrundender Nachtrag:

Im Jahr 2013 war das Tierheim Düsseldorf von anderen Auslandstierschützern übelst verleumdet worden (ähnlich wie das Tierheim Nürnberg im Fall Streunerparadies; vgl. Aua1472). Auf Weisung des Veterinäramts Düsseldorf war am Flughafen beschlagnahmte Tierschützer-Ware im Tierheim Düsseldorf untergebracht worden. Um diesem Gelegenheit zu geben, sich gegen die unfairen Vorwürfe im Internet zur Wehr zu setzen, richtete die DN-Redaktion folgende Presseanfrage an den Verein, Frau Piasetzky:

              

PRESSEANFRAGE: Korruptionsvorwurf: Bereicherung an beschlagnahmten Tieren

Sehr geehrte Frau Piasetzky,

wie soeben telefonisch besprochen, erhalten Sie anliegend die Presseanfrage der DN-Redaktion:

Auf Facebook erhebt eine Frau Christine Schramm, Aktivistin des Tierschutzvereins Deutschland sagt Nein zum Tiermorden, gravierende Vorwürfe gegen das Veterinäramt Düsseldorf, Tierärztliche Grenzkontrollstelle am Flughafen Düsseldorf. Die Behörde würde rechts- und regelwidrig Tiere bei der Verbringung aus dem Ausland nach Deutschland beschlagnahmen und in gemeinsamer Sache mit deutschen Tierheimen sich an diesen beschlagnahmten Tieren bereichern, wenn diese von ihren Eigentümern nicht ausgelöst werden.

 

Dazu unsere Fragen:

1. Werden im Tierheim Düsseldorf häufiger oder regelmäßig vom Veterinäramt Düsseldorf am Flughafen Düsseldorf beschlagnahmte Tiere untergebracht?

2. Bitte stellen Sie die Kostensituation für solche Beschlagnahmungen aus der Sicht Ihres Vereines dar – hinsichtlich der Frage, ob und wie gemeinnützige Vereine aus solchen Beschlagnahmungen „Gewinn“ erzielen können bzw. eben nicht.

3. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Ihrem Tierheim und dem VA Düsseldorf?

4. Welche Position vertritt Ihr Verein hinsichtlich der massenweise und häufig illegalen Einfuhr (Verstöße Tierseuchenrecht, Verstöße Tierschutzgesetz) von Tieren durch sogenannte Tierschützer aus dem ost- und südeuropäischen Ausland?

Sollten Sie darüber hinaus noch weitere Anmerkungen zum Thema machen wollen, werde ich gern versuchen, diese in dem dazugehörigen Artikel zu berücksichtigen.

Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie unsere Presseanfrage bis Ende der Woche beantworten könnten. Sollten Sie ein größeres Zeitfenster benötigen, so geben Sie bitte Bescheid.

Für Rückfragen steht Ihnen diese Redaktion gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Karin Burger
www.doggennetz.deder tierschutzkritische Blog

  

              

Darauf antwortete der TSV Düsseldorf, Frau Piasetzky wie folgt:

              

Sehr geehrte Frau Burger,

wenn das Thema nicht so ernst wäre, könnte bei diesen Vorwürfen fast Heiterkeit aufkommen. Ich mache einen Vorschlag : Frau Christine Schramm oder Sie lassen sich gegen Tollwut impfen und kommen für eine Zeit von ca. 3-4 Wochen in unser Tierheim und beteiligen sich an der Pflege und evtl. „Vermittlung“ der Zolltiere. Dann ist alles transparent und wir können uns dem Tierschutz widmen.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Piasetzky

(Presseantwort des TSV Düsseldorf, Monika Piasetzky an die DN-Redaktion vom 06.12.2013)

              

An dieser furiosen Abfuhr auf eine freundliche Presseanfrage lässt sich unschwer erkennen, wie viel Glück die Journalistenkollegin Julia Brabeck von rp.online gehabt hat. Und wenn nicht, dann ist sie jetzt wenigstens gegen Tollwut geimpft. Das ist auch kein Fehler bei den vielen von den „Tierschützern“ ohne gültigen Tollwutimpfschutz aus dem Ausland nach Deutschland verschleppten Hunden (vgl. dazu aktuell Aua1492).

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich Monika Piasetzky für diese bemerkenswerte Entgleisung weitere vier Tage später entschuldigt hat. Eine verwertbare Presseantwort jedoch hat die DN-Redaktion nicht erhalten.

Und: nein, diese Redaktion weiß nicht, welche Pilze in Düsseldorf zum Tee gereicht werden!