Aua1409: Die kritische Begleitung der SOKO Tierschutz (1): Wer den Hagel-Hof zu Recht hinterfragt, wird übel abgekanzelt

 

{TS-Kritik}

[26.09.2014]

 

Keine Frage: Wer die Videos und Bilder der SOKO Tierschutz über die Affenversuche im Max-Planck-Institut (MPI) Tübingen bei stern.tv oder im Internet gesehen hat, ist zutiefst erschüttert. Die Tierrechtler haben mit ihren Undercover-Aufnahmen ganz offensichtlich verheerende Missstände aufgedeckt. Das Medienecho auf die Enthüllungen ist enorm. Die DN-Redaktion hat darüber und über eine Demo der SOKO Tierschutz am 20. September 2014 in Tübingen positiv berichtet (vgl. Aua1407).

Dabei hatte sich DN mit dem Lob der SOKO Tierschutz schon ziemlich weit aus dem Fenster gehängt und hoffnungsvoll gefragt, ob sich hier vielleicht eine neue Generation von Tierschützern/Tierrechtlern abzeichnet? Dafür gibt es immerhin Indizien, zu denen auch gehört, dass SOKO-Chef Friedrich Mülln immerhin mit dieser Redaktion (noch) spricht, obwohl der Verein von DN auch schon kritisiert wurde (Aua1234).

 

Fataler psychologischer Mechanismus

Beobachtet man die Fan-Gemeinde der SOKO Tierschutz, wie sie sich auf Facebook artikuliert, bestätigt sich der übliche Mechanismus: Aus der Tatsache, dass die Tierschützer verheerende und unerträgliche Missstände im MPI offengelegt haben, schließen die unkritischen Claqueure automatisch: Die Aufdecker sind die Guten!

So funktioniert es im Tierschutz und auch in der Tierrechtsszene seit Jahrzehnten! Tierschützer thematisieren und dokumentieren Tierleid und werden damit kritiklos als moralisch integer wahrgenommen und verehrt. Kritische Fragen kommen gar nicht erst auf. Nur vor diesem Hintergrund lassen sich auch die großen Spendenskandale der Vergangenheit erklären: Deutsches Tierhilfswerk, Arche2000, Poggendorf et al. (eine ellenlange Liste der verschiedenen Tierschutzspendenskanale findet sich am Ende dieses Artikels.)

Das Verbraucherschutzportal CharityWatch.de von Stefan Loipfinger hat jahrelang versucht, die Spender und Tierfreunde zu einer kritischeren Wahrnehmung zu animieren.

Und auch DN publiziert seit vier Jahren mit diesem Ziel.

Wenn es eine neue Generation von Tierschützern und Tierrechtlern gäbe, müssten diese alle dort dokumentierten und gelisteten Fehler vermeiden; oder zumindest die offensichtlichsten. Sie müssten sich in Methodik und Auftreten von den zu Recht kritisierten großen Tierrechtsorganisationen unterscheiden. Ihre Arbeit sollte neu und kreativ sein und nicht die seit Jahrzehnten gewohnten, offensichtlich nicht greifenden Rituale wiederholen. Vor allem aber sollten sie sich davor hüten, Werbung für Orgas oder ganz konkret Gnadenhöfe zu machen, deren öffentliches Auftreten kein gutes Bild und sehr viele offene Fragen hinterlässt. Zumal der Begriff „Gnadenhof“ dem Kenner der Szene ohnehin und automatisch ein Alarmsignal ist.

 

Der Medienhype bekommt der SOKO Tierschutz nicht

Im Moment schwimmt die SOKO Tierschutz ganz oben auf der Aufmerksamkeitswelle und muss in dieser Position Beweis dafür ablegen, dass sie sich von anderen unterscheidet. Zwei Auftritte bei stern.tv hintereinander – davon können andere Orgas nur träumen!

Und tatsächlich ist die SOKO Tierschutz dieser Herausforderung nicht gewachsen. Der aktuelle Hype steigt den Verantwortlichen sichtlich zu Kopf. Der erste Fehler war die mit Brachialgewalt angesetzte Demo in Stuttgart für den 25. Oktober 2014. Ein Fehler deshalb, weil sich dieser Termin mit einer schon länger terminierten, das Thema Tierversuche ebenfalls behandelnden Demo der Tierbefreier in Düsseldorf überschneidet (hier).

So etwas macht man nicht! Das ist nicht nur unkollegial, es schadet auch der Sache. Deshalb wird an dieser Stelle deutlich: Um die Sache („gegen Tierversuche“) geht es nicht, sondern darum, den aktuellen Hype für die SOKO Tierschutz auszunutzen. Die tritt dann auch bedenkenlos in Konkurrenz zu einer am gleichen Tag stattfindenden Veranstaltung der Kollegen Spenden- und Aufmerksamkeitsmitbewerber.

 

Melodramatische Stimmungsmache

Es ist nur eine Kleinigkeit, die jedoch im Zusammenklang mit anderen Missstönen Gewicht erhält. Am 26. September 2014 grüßt die SOKO Tierschutz im Rahmen der psychosozialen Tagesbetreuung ihrer Facebook-Gemeinde mit folgendem Bild:

 

Bildzitat Screenshot Facebook SOKO Tierschutz: Eintrag vom 25.09.14

 

Meine Güte! 2014, aber die Helden feiern sich wie annodunnemals. Dem Sonnenaufgang entgegen! Da, wo die SOKO Tierschutz ist, da ist das Licht. Auch der Begriff „Einsatz“ spielt mit den dazugehörigen Konnotationen. Überdies wird den Facebook-Usern der Eindruck vermittelt, sie seien mit von der Partie. Das ist unsachliche Selbstbeweihräucherung und Stimmungsmache.

Oder Geschmackssache.

Aber die SOKO Tierschutz zeigt weitaus gravierendere Mängel.

 

Frager wird übel abgebügelt

Die SOKO Tierschutz will jetzt die Alternative sein zu einem repressiven System der Intransparenz und der Lügen, in dem Tiere instrumentalisiert werden? Würde das nicht zuvorderst bedingen, sich auch anderer Kommunikationsstrategien zu bedienen, als sie von den Mächtigen wie MPI, Regierungspräsidium, dem ungeschickten Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer und Co. bisher zu genießen waren?

Nagelprobe: Wie geht die SOKO Tierschutz mit kritischen Fragen um?

So:

 

Bildzitat Screenshot Facebook SOKO Tierschutz

 

Zur besseren Lesbarkeit hier noch einmal die völlig berechtigte Frage von David W., nachdem die SOKO Tierschutz prangende Werbung für den Gnadenhof Hagel-Hof e. V. macht. Besuche sind dort offensichtlich nicht erwünscht. Das führt den jungen Mann zu folgender Kritik:

             

Also kann man sich selbst kein Bild über die Tiere machen sondern muss darauf hoffen dass die Bilder echt sind und das Geld nicht veruntreut wird.

(Der Poster David W. auf Facebook SOKO Tierschutz nach der Werbung dort für den Gnadenhof Hagel-Hof e. V.)  

              

Phantastisch: Ein junger Mann fragt kritisch nach, nimmt nicht einfach ergeben alles hin, was die Lichtgestalten des Tierschutzes anbieten.

Wie aber geht die SOKO Tierschutz mit seiner mehr als berechtigten Frage um?

              

An David: Das ist kein Zoo. Aber es gibt dort ab und zu angemeldete Führungen. Aber so wie du klingst hast du dir noch nicht mal die Homepage angesehen und den Hof gegoogelt. Ich habe viele Gnadenhõfe gesehen, es gibt keinen authentischen und schöneren als diesen. F.M für SOKO

(Antwort von Friedrich Mülln auf die Kritik von David W.; Hervorheb. d. DN-Red.)  

              

Die erste Aussage ist schon eine Unverschämtheit: „Das ist kein Zoo.“ Denn der Hagel-Hof selbst wirbt ja ausdrücklich mit seinem „Zoocharakter“

 

Ausschnitt aus Bildzitat Screenshot FB SOKO Tierschutz

 

Hier also Punkt 1 der Kritik: Tierschützer, die für eine Tierhaltung mit Zoocharakter werben! Also genau die Art von Institutionen, welche der Tierschutz kritisiert. Und dafür macht die SOKO Tierschutz Werbung und ruft zu Spenden auf?

Davids Frage war also völlig korrekt. Mülln fährt ihm unhöflich belehrend und sachlich falsch über den Mund: „Das ist kein Zoo.“

Im nächsten Schritt attackiert Mülln den Jungen in arroganter und belehrender Weise: So, wie er klinge, habe er sich die Homepage des Gnadenhofs noch nicht einmal angesehen.

Die DN-Redaktion weiß nicht, wie Mülln zu dieser Einschätzung gelangt und ob David sich die HP tatsächlich nicht angeguckt hat. Das jedoch hat die DN-Redaktion für ihn getan. Und was sie dabei festgestellt hat, wirft lange Schatten auf den Persilschein, den Mülln diesem Gnadenhof wie folgt ausstellt: „Ich habe viele Gnadenhöfe gesehen, es gibt keinen authentischeren und schöneren als diesen.“

Oh, oh, oh …

 

Seriositätskriterien des Hagel-Hofs

Die SOKO Tierschutz, Friedrich Mülln, bewirbt den Gnadenhof Hagel-Hof e. V. und erteilt diesem einen Persilschein.

Berechtigt?

Zunächst einmal ist den Postern der SOKO Tierschutz vielleicht nicht bekannt, dass Gnadenhöfe von der sogenannten Paragraf-11-Genehmigung Tierschutzgesetz ausgenommen sind und in der Regel keiner behördlichen Kontrolle unterliegen. Sie müssen also ihre Sachkunde dem Veterinäramt gegenüber nicht nachweisen. Die Tierhaltung wird nicht regelmäßig von den Amtstierärzten kontrolliert.

Nur wirklich seriöse Gnadenhöfe beantragen diese Paragraf-11-Genehmigung von sich aus, unterstellen sich freiwillig der behördlichen Fachkontrolle und weisen in ihrem Impressum auf das Vorhandensein dieses wichtigen Nachweises hin.

Das ist beim Hagel-Hof e. V. nicht der Fall. Diese Redaktion zumindest kann keinen Hinweis auf das Vorliegen einer Erlaubnis nach Paragraf 11 Tierschutzgesetz finden.

Auch die weitere Anwendung banalster Seriositätskriterien, wie Karin Burger sie hier formuliert hat, führt beim Check des Gnadenhofs Hagel-Hof e. V. zu niederschmetternden Ergebnissen.

Das Impressum des Hagel-Hofs e. V. nennt alle Kontaktdaten und die Vereinsregisternummer. Ein Hinweis auf eine vorliegende Paragraf-11-Genehmigung ist nicht zu finden.

DN-Empfehlung: Hände weg von Gnadenhöfen, deren Betreiber keine Sachkunde vorweisen können und deren Tierbestand nicht regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert wird.

Stutzig macht diese Redaktion auch der Hinweis auf eine Steuernummer im Impressum. Da Gnadenhöfe per definitionem keine Tiere vermitteln dürfen, fragt sich, wofür diese Einrichtung eine Steuernummer braucht.

Der Freistellungsbescheid wird zwar behauptet, aber weder datiert noch veröffentlicht.

Eine Satzung des Vereins kann diese Redaktion auf der Webseite nicht finden. Ebenfalls ist nicht veröffentlicht, wie die Vorstandsämter besetzt sind. Das erfüllt minimalste Seriositätskriterien nicht.

 

Warnung: Fördermitgliedschaft

Dafür schrillt ein weiteres Alarmsignal: Fördermitgliedschaft. Leider ist vielen Tierfreunden immer noch nicht bekannt, dass sie sich mit einer Fördermitgliedschaft aller Mitgliedsrechte begeben: Sie können keine Rechenschaft von dem Verein einfordern und sind nicht stimmberechtigt. Gegen Fördermitgliedschaften ist dort kein Einwand zu erheben, wo die potenziellen Mitglieder über diesen Mangel informiert werden oder alternativ eine Vollmitgliedschaft angeboten wird. Das ist beim Hagel-Hof e. V. nicht der Fall. Das Online-Formular lässt NUR die Fördermitgliedschaft zu und klärt über deren Defizite an Mitbestimmungsrechten nicht auf.

 

Alarmierend hoher Tierbestand

Das häufigste Problem der sogenannten Gnadenhöfe ist ein viel zu hoher Tierbestand, was in der Vergangenheit immer wieder zu Skandalen geführt hat (Beispiel: Gnadenhof Momo, Zarenhof oder die Tierhaltung Ralf Hewelcke – vgl. Artikelliste am Ende vom Text).

Was der Hagel-Hof e. V. auf seiner Homepage über den eigenen Tierbestand verlautbart, ist mehr als besorgniserregend:

              

Der Hagel Hof ist ein seit 1995 bestehender Gnadenhof mit einer einzigartigen Artenvielfalt. Hier leben nicht nur die typischen Gnadenhof-Tiere wie Pferd, Schwein, Hund oder Katze, sondern seit vielen Jahren auch exotische Tiere wie Krokodile, Straussenvögel und exotische Säugetiere. Mit einer durchschnittlichen Tierzahl von rund 500 Tieren gibt es bundesweit keine vergleichbare Einrichtung. In ehemaligen Schweinemastställen und neu errichteten Gewächshäusern wird versucht, den Tieren eine möglichst artgerechte Unterbringung und Pflege zu gewährleisten.

(Homepage Hagel-Hof e. V.: Der Gnadenhof mit Seltenheitswert; Hervorhebg. d. DN-Red.)

  

              

500 Tiere? In einer Haltung, für die keine Sachkunde nachgewiesen ist? Die möglicherweise nicht regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert wird? Dort werden Exoten gehalten, wie die Webseite selber wirbt. Wer der dort arbeitenden „Tierfreunde“ verfügt über die entsprechenden Qualifkationen? Warum ist dazu nichts auf der Homepage zu finden?

Wie naiv muss man sein, um hier an Tierschutz zu glauben?

Diese Redaktion findet dann auf der Webseite des Hagel-Hof e. V., auf die Friedrich Mülln den kritischen David doch verwiesen hatte, keinen Hinweis darauf, wie viele geschulte Mitarbeiter für diesen katastrophal großen Tierbestand zur Verfügung stehen.

 

Oder noch schlimmer: Melief-Hof

Stattdessen gerät die DN-Redaktion rasch in bekannte Gewässer. Denn der Hagel-Hof selbst weist darauf hin, mit folgendem Projekt verbandelt zu sein:

 

Bildzitat Screenshot Facebook Hagel-Hof

 

Die DN-Redaktion macht also weiterhin das, wozu Friedrich Mülln den Poster David W. so selbstherrlich und bevormundend aufgefordert hat: sich die Homepages der so supertollen Gnadenhöfe anzusehen, für welche die SOKO Tierschutz Werbung macht und gutsagt.

Also wendet sich der Blick dem Gnadenhof Melief zu, mit dem der Hagel-Hof nach eigenen Angaben zumindest „befreundet“ ist; der Begriff „Kollegen“ lässt auch an eine Kooperation denken.

Ob der Gnadenhof Melief tatsächlich einen ordnungsgemäßen Freistellungsbescheid vom Finanzamt vorweisen kann und mithin als gemeinnützig anerkannt ist, ist eher fraglich, wenn man diese kryptische Formulierung liest:

              

Die Körperschaft Gnadenhof Melief e.V. dient ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff. AO und gehört zu den in § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG bezeichneten Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen.  Es wird bestätigt dass Ihre Zuwendung nur zur Förderung des Tierschutzes (§ 52 Abs. 2 Satz 1 Nr. 14 AO) verwendet wird.

(Gnadenhof Melief e. V. , Impressum)

              

Üblicherweise verweisen als gemeinnützig anerkannte Vereine auf einen vorliegenden, am besten auch noch datierten und im Idealfall auf der Homepage einsehbaren Freistellungsbescheid des zuständigen Finanzamtes, das auch namentlich benannt wird. Ob ein solcher für den Gnadenhof Melief e. V. tatsächlich vorliegt, darauf lässt obige eigenartige Erklärung keinen sicheren Rückschluss zu.

Das Impressum des Vereins nennt keine Vereinsregisternummer und auch nicht die Aufsicht führende Behörde, sofern dieser Tierbestand überhaupt irgendeiner Aufsicht unterliegt.

Es mag am Unvermögen dieser Redaktion liegen, aber sie findet einfach keine Satzung des Vereins auf der Homepage. Ebenso fehlt eine Listung der Funktionsträger des Vereins. Das alles jedoch sind Minimalstandards für seriöse Organisationen.

Das sind die „Freunde“ und „Kollegen“ eines Vereins, für den Friedrich Mülln gutsagt?

 

Katastrophales Sammelsurium an Tieren

Vor lauter Eifer, sich so tierlieb wie möglich darzustellen, verraten solche Gnadenhof-Betreiber oft mehr über ihre Tierhaltung, als gut für sie ist. Masse statt Klasse!

Was für Tiere werden denn auf dem Gnadenhof Melief, der mit dem Hagel-Hof zusammenhängt, für den die SOKO Tierschutz schon einmal einen Persilschein ausgestellt hat, gehalten. Beschrieben wird das hier:

Kaninchen, Hühner, Fasane, Pfauen, Perlhühner, Katzen, 200 Hähne (!!!), Hunde, Gänse, Enten, Schweine, Ziegen, Hängebauchschweine, Schafherden (!), Vögel (Grassittiche, Agapornissen, Halsbandsittiche, Prachtrosellen, Kananierenvögel, Zebrafinken), Katzen, Tauben, Pferde, Kühe.

Wahnsinn. An dieser Stelle verlinkt DN aus gegebenem Anlass noch einmal auf die wunderbare Doktorarbeit über das tierschutzrelevante Phänomen Animal Hoarding.

 

… mit einem noch katastrophaleren Betreuungsschlüsse

Es versteht sich von selbst, dass bei einer verantwortungsbewussten Tierhaltung für derartige Massen von Tieren entsprechend ausreichendes gut geschultes Personal zur täglichen Betreuung zur Verfügung stehen muss. Was verlautbart der Gnadenhof Melief dazu?

              

Die Organisation der Stiftung und e.V. und die täglichen Geschäfte des Auffanges werden noch immer von denselben zwei Personen getätigt: Lothar V, [Name von der DN-Red. gekürzt] und Marc W. [dito]. Lothar leitet den Auffang und das mehr als Fulltime. Marc springt ihm zur Seite, wann immer es nötig ist und kümmert sich im Hintergrund um die Administration und Organisation des Auffanges. Hierneben hat er bis Oktober 2010 noch eine andere Vollzeitstelle gehabt, um sich um ihren Lebensunterhalt zu kümmern. Die tägliche Hilfe im Gnadenhof besteht aus einer Handvoll fester ehrenamtlicher Helfer; dies steht im Gegensatz zur Zeit in Rockanje, wo ca. 25 feste ehrenamtliche Helfer tätig waren. Die kaufmännischen Tätigkeiten rund um die Spenden wurden von ehrenamtlichen Helfern in ihrer freien Zeit erledigt.

(Gandenhof Melief. e.V., Über Gnadenhof Melief e. V. Hervorheb. d. DN-Red.)

              

Wenn DN das jetzt richtig versteht, werden diese Massen von Tieren, teilweise mit extremen Ansprüchen an die fachgerechte Versorgung, von zwei Personen betreut, eine derer bis 2010 auch noch einem Vollzeitjob nachgegangen ist? Ansonsten ist von „ehrenamtlichen“ Helfern die Rede? Ehrenamtliche Helfer, welche in der Regel nicht über die nötigen Qualifikationen verfügen, die man auch für ihr Tun nicht zur Verantwortung ziehen kann und die in einer tierschutzgerechten professionellen Tierhaltung für die Grundversorgung der Tiere nichts zu suchen haben. Ehrenamtler kann man wunderbar für ergänzende Aufgaben einsetzen. Aber wer derartige Tierbestände hortet, braucht für deren Fütterung und Pflege einen adäquaten angestellten und bezahlten Mitarbeiterstamm, der für diese Arbeit auch qualifiziert ist.

An David W.s Stelle könnte sich die Frage an Friedrich Mülln erheben, wann denn bitte das jeweils zuständige Veterinäramt zuletzt eine Kontrolle auf dem Hagel-Hof oder dem Melief-Gnadenhof durchgeführt hat und mit welchem Ergebnis? David W. könnte weiter fragen, warum die von der SOKO Tierschutz empfohlenen Vereine nicht den minimalsten Seriositätskriterien entsprechen oder auch, ob bei den von diesen Gnadenhöfen genannten horrormäßigen Quantitäten unterschiedlichster Tierarten mit teilweise extrem hohen Ansprüchen eine auch nur annähernd tierschutzgerechte Versorgung glaubwürdig ist.

Die Tatsache, dass der Hagel-Hof in seiner „Mediathek“ alle möglichen Fernsehberichte hortet, sagt gar nichts aus. Fernseh- und Filmteams haben von der Materie keine Ahnung, sehen nur das, was die Betreiber ihnen zeigen und können die Qualität solcher Tierhaltungen nicht bewerten. Für alle oben genannten Skandalfälle ist das in der Vergangenheit belegt. Von der Tierhaltung Ralf Hewelcke gab es auch jede Menge Medien-Jubelberichte, ohne dass auch nur eins der Teams je bemerkt hätte, was auf dem Hof wirklich los ist. Bis dann die Redaktion von  rbb klartext kam …

So, damit hat DN das gemacht, was Friedrich Mülln so großkotzig David W. als Defizit über den Schuh gerotzt hat: Die Homepage des von der SOKO Tierschutz empfohlenen Gnadenhofes sowie die der dazugehörigen „Freunde und Kollegen“ angeguckt. Das Ergebnis ist niederschmetternd.

Auf der Grundlage von 26 Jahren Tierschutzarbeit sowie vier Jahre publizistischer Begleitung der verschiedenen Tierschutzskandale der letzten Jahre würde diese Redaktion fragen wollen, ob sich nicht sowohl der Hagel-Hof e. V. wie auch der Gnadenhof Melief anböten für eine Undercover-Recherche von …. Tierschützern?

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Zum Phänomen: Gigantische Tiermassen & defizitärer Betreuungsschlüssel & gelungene mediale Selbstvermarktung bei gleichzeitig katastrophalen Zuständen in der Tierhaltung vgl. die DN-Artikelserie Ralf Hewelcke, Linkliste am Ende von Aua1316.