Aua1081: Menschen- contra Tierschutz in Rumänien? (4): Hysterie ohne Grenzen und ein bodenlos unverschämter Prinzessinnen-Brief

 

{TS-Kritik}

 

Die eskalierenden Ereignisse in Rumänien nach dem Tod des kleinen Ionut werden zum finalen Prüfstein des (deutschen) Tierschutzes. Und schon nach wenigen Tagen steht zweifelsfrei fest: Die Tierschützer und ihre Repräsentanten sind den Herausforderungen des Auslandstierschutzes im 21. Jahrhundert nicht gewachsen.

Im Gegenteil: Sie machen alles noch schlimmer, als es ohnehin schon ist! Jede Verlautbarung, ob von Vereinen, Promis oder Selbstberufenen, eskaliert die Chose weiter. Kein Innehalten, kein Zuhören, nicht einmal das ansatzweise Bemühen zu verstehen. Die hochemotionalen bis krass hysterischen Reaktionen werden kaum von mahnenden Stimmen gedämpft und messen die riesige Kluft zwischen Tierschutz und Gesellschaft schmerzhaft aus.

Von der Verlogenheit und Doppelmoral ganz zu schweigen, bedenkt man die Massen von Tieren, die täglich allein in Deutschland für den Fleischkonsum geschlachtet, in grausamsten Tierversuchen verheizt, in periodischen Abständen aus irgendwelchen seuchenrechtlichen Gründen gekeult werden.

Reflexartig fallen die Tierschützer in überkommene Verhaltens- und Reaktionsmuster, von denen nicht nur der Tierschutz schon längst gelernt hat, dass sie nicht zum Erfolg führen. Protestbriefe, Petitionen, Aufruf zu Protestmails unter Preisgabe hunderter von E-Mail-Adressen, gefakte Bilder und das nahezu wollüstige Suhlen in der Beschreibung maximaler Grausamkeiten.

 

Kein Versuch zu verstehen?

Doch wer die aktuellen Entwicklungen in Rumänien noch nicht einmal versucht zu verstehen, der wird sie auch in Zukunft nicht verhindern können. Wo immer man bei Tierschützern im Internet liest, die wichtigen Zahlen des SpiegelArtikels vom 12. September 2013 kommen dort nicht vor:

Allein in Bukarest für das Jahr 2013 10.000 Impfungen nach Hundebissen!

In 2.000 Fällen seien Kinder betroffen gewesen – 2.000 gebissene Kinder in 8 Monaten!!! In 1 Stadt!

Im Jahr 2012 seien 16.000 Bukarester von Hunden gebissen worden. Das sei eine Steigerung zum Vorjahr um 3.000 Fälle!

Solche Zahlen kann man doch nicht einfach unter den Tisch kippen?

Können Tierschützer denn nicht wenigstens einmal versuchen zu verstehen, dass kein Volk der Erde solche Exzesse einfach hinnehmen muss?

Dass die Reaktion auf derlei massive Übergriffe keine Tötungen sein dürfen, steht dabei erst auf dem nächsten Blatt. Warum haben denn die Tierschützer auf diese offensichtlich verfügbaren Zahlen nicht schon früher reagiert? Denken deutsche Tierfreunde tatsächlich, dass derlei einer Bevölkerung zumutbar ist?

Hat je irgendjemand von irgendwelchen Tierschutzorgas in der Vergangenheit diese Zahlen gehört/gelesen? Verbunden mit der Warnung, dass endlich etwas geschehen muss?

Nein!

Verzweifelnde müssen im Internet und bei Facebook schon sehr lange suchen, bis sie jene zarten Stimmen aus Tierschützerkreisen finden, die nach vernünftigen Lösungen und Auswegen suchen (z. B. Heike B. hier) und die zur Besonnenheit – etwa bei der Verwendung von Bildmaterial – mahnen.

 

Tote, Tote, Tote

Der Spiegel-Artikel berichtet weiter, dass 2012 eine Rentnerin im nordrumänischen Sathmar nach dem Angriff eines Hundes starb.

Zwei Monate später sei ein sechs Jahre altes Kind durch Hunde zu Tode gekommen.

Im Vorjahr starb eine Bukaresterin an den Folgen schwerer Bissverletzungen von Straßenhunden. 2006 starb ein japanischer Geschäftsmann in Bukarest, nachdem ihm ein Hund die Schlagader in der Kniekehle eröffnet hatte.

Solche Zahlen kann man doch nicht einfach ignorieren? Da müssen doch auch deutsche Tierschützer den Rumänen etwas mehr anzubieten haben als Vorwürfe, Drohungen oder gar – welch Irrsinn und fatale Fehleinschätzung der Vorsitzenden des rumänischen Tierschutzbundes, Carmen Arsene – „Druck“?

Wer solche Zahlen ignoriert, muss sich schon den Vorwurf der Menschenverachtung gefallen lassen.

Noch einmal: Warum haben deutsche Tierfreunde von diesen Zahlen und der damit belegten realen Bedrohung der rumänischen Bürger noch nie etwas von den Tierschutzorgas gehört, die seit 20 Jahren im Land herumfuhrwerken?

Angesichts dieser Entwicklung gibt es zum monoton herabgeleierten Allheilmittel „neuter & release“ nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder haben diese Kastrationen, für die auch deutsche Orgas unausgesetzt Geld eingeworben haben, nicht stattgefunden; oder – und das ist die These, der die DN-Redaktion zuneigt – „neuter & release“ funktioniert nicht.

 

Prinzessinnen-Brief als vollständige Bankrotterklärung

Der Gipfelpunkt der krakeelenden Unfähigkeit, gepaart mit degoutanter deutscher Hybris und einem Ausmaß an Unverschämtheit, das den Atem raubt, ist der unfassbare Brief von Maja Prinzessin von Hohenzollern an den rumänischen Präsidenten und den Präsidenten des rumänischen Verfassungsgerichts!

Wenn die frühere ETN-Botschafterin nicht weiß, was sich gehört, ist das die eine Sache. Aber wenn über 20.000 angebliche Tierfreunde ein derartig unverschämtes Pamphlet auch noch unterzeichnen, dann kann man den Auslandstierschutz zusammenfalten!

Hat diese Schrift gewordene Unerzogenheit überhaupt jemand gelesen? Ein Brief, in dem der Vertreter eines europäischen Landes von Fräulein Irgendwer ohne jegliche Legitimation aufs gröbste beschimpft, beleidigt und bedroht wird? Ein Brief, in dem die Rumänen als „ungebildete Menschen aus der Steinzeit“ bezeichnet werden? Ein Brief, der sich sogar zu den Bezeichnungen „Völkermord“ und „Dog Auschwitz“ versteigt? Eine durch nichts qualifizierte Dame, welche pauschalisierend allen rumänischen Eltern vorwirft, ihre Kinder ohne Empathie aufwachsen zu lassen – mit der von Frau Wichtig herausgegebenen Prognose, „gefühlskalte Erwachsene“ zu werden?

Und über 20.000 deutsche Tierfreunde glauben wirklich, dass dies die Sprache ist, mit der man Rumänien zur HUMANITÄT verpflichten kann? Sie glauben, dass man mit einem derart unverschämten, beleidigenden und noch nicht einmal den Tod des Kindes erwähnenden (von Kondolenz ganz zu schweigen!) Schreiben etwas für die Hunde in Rumänien erreichen kann?

Der jenseits aller Zivilisation und jenseits allen Anstandes liegende Brief von Maja Prinzessin von Hohenzollern an den rumänischen Präsidenten und vor allem die über 20.000 Zeichner dieser Unverfrorenheit geben den rumänischen Hunden den bitteren Rest!

Dieser Brief kann unmöglich das Ziel haben, etwas für die rumänische Straßentiere erreichen zu wollen.

Und wenn deutsche und österreichische Tierschützer jetzt nicht bald die Zeichen der Zeit erkennen, ist der nächste Eklat vorhersehbar: Einreiseverbot nach Rumänien!