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Aua437: Fuerteventura: Fetter Skandal um ETN-Partner Okapi?

 

{TS-Kritik}

[17.12.2011]

 

So kann es gehen. Das ist der Erfolg der kritischen Aufklärung und Dokumentationsarbeit im Tierschutz: Zunehmend machen sich engagierte Tierschützer auf den Weg, um die Zustände im Ausland kritisch unter die Lupe zu nehmen. Da war letzte Woche der Bericht von Stefan Hack über die wahren Zustände im rumänischen Tierheim Smeura, geleitet von der Deutschen Ute Langenkamp (vgl. Aua421).

Zweiter Akt:

Katastrophale Zustände im Okapi-Tierheim auf Fuerteventura
 
Einen ebenso exzellenten wie informativen wie erschütternden Bericht von ihren Beobachtungen bei einem Besuch auf Fuerteventura legt jetzt die deutsche Tierschützerin Claudia Verlande von Hund Oberhausen vor. Was sie berichtet und dokumentiert, belegt: Tierelend im Ausland kann auch mit Unterstützung deutscher Spendengelder angerichtet werden. Denn das Tierheim, um das es hier geht, wurde bis einschließlich September 2011 mit bis zu 25.000 Euro monatlich von der Tierhilfe Fuerteventura (THF) unterstützt. Da die spanische Verantwortliche für die Verwendung dieser Gelder keinen Beleg vorlegen könne, sei diese Unterstützung eingestellt worden sein, wie Verlande berichtet und die THF bestätigt.


Und auch die Gemeinde verlange Gelder vom Tierschutzverein Okapi zurück: 26.000 Euro für das Jahr 2010, da es keine Belege zur Verwendung gebe.

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Haben deutsche Tierfreunde dafür gespendet? Kettenhaltung in dem ETN-Partnertierheim Okapi auf Fuerteventura. Von dem umgefallenen Wassereimer berichtet Claudia Verlande, dass dieser auch zwei Stunden später so lag.
Bild: Claudia Verlande

 

 

Müll, Kot, Urin, Erbrochenes

Claudia Verlande war persönlich vor Ort: In dem Tierheim, das vom Tierschutzverein Okapi auf Fuerteventura betrieben wird, geleitet von der Präsidentin Gabriella Cavalieri. Es ist ein städtisches Tierheim, dem Gemeindebezirk Puerto del Rosario zugehörig. Daher auch der Name „Perrera Municipal“. Aufgrund ausgehandelter Vereinbarungen mit dem spanischen Tierschutzverein Okapi wird diese Perrera durch diesen Verein „betreut“. Ein mit der Gemeinde vorliegendes Vertragskonstrukt verhindert es auch für den Moment, Okapi und Gabriella Cavalieri einfach „hinauszukegeln“.

Verlande berichtet aus dem Tierheim mit den 80 Plätzen, in dem sich zum Zeitpunkt ihres Besuches 260 Hunde befunden haben sollen:
 
              
Die Tiere vegetieren dort in Müll, Kot, Urin, Erbrochenem. Massenbeißereien sind an der Tagesordnung. Kastrierte und unkastrierte Tiere werden zusammen gehalten, kleine, große, verträgliche, unverträgliche. Nach Kastration sind Tiere aufgrund der ungenügenden hygienischen Voraussetzungen verendet. 

(Newsletter Hund Oberhausen Dezember 2011)

              

 

Das soll als Kostprobe genügen. Weitere, gut lesbare, mit erträglichen Bildern (!!!)  illustrierte Berichte finden sich hier. Sehr informativ ist der ausführliche Besuchsbericht Auf Tierschutzspuren durch Fuerteventura.

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Zustände in dem bis vor kurzem mit deutschen Spendengeldern alimentierten Tierheim Okapi: Dieser Hund, so Verlande, muss auf 3 Quadratmetern leben und ist an einem etws mehr als ein Meter langen Strick angebunden!
Bild: Claudia Verlande
 

Darüber hinaus gibt es einen offenen Brief an die „Präsidentin“ des Tierschutzvereins Okapi, Gabriella Cavalieri.

 

ETN-Partner?

Hinter den Kleinen stehen oft die Großen. Jeder Szene-Insider verbindet den Begriff „Okapi“ sofort mit dem Europäischen Tier- und Naturschutz e. V. ETN.

Zu diesem heiklen Punkt schreibt Verlande:
 
              

OKAPI brüstet sich mit der Zusammenarbeit des ETN und der Tierhilfe Fuerteventura und bestätigt dies auch im Gespräch. Fakt ist jedoch, dass der ETN ( Europäischer Tier- und Naturschutz e. V. – https://www.etnev.de/ ) die Unterstützung und Zusammenarbeit bereits seit langem gestoppt hat; ebenso aufgrund von erheblichen – bereits oben beschriebenen – Unregelmäßigkeiten die Tierhilfe Fuerteventura e. V.
(ibid.)

              
 

„Bereits seit langem“? Stimmt das?
 
Unter der URL https://www.tierhilfe-fuerteventura.de/ETN-1-2011.pdf , also von Januar 2011, findet sich ein Bericht des ETN über die Tierhilfe auf Fuerteventura, aus dem auszugsweise zitiert sein soll:

                     

Vier Perreras gibt es auf der Insel. Im Norden haben sich die ETN-Partner „Tierhilfe Fuerteventura (THF)“ im Verbund mit dem Tierschutzverein „Okapi“ nach langer, geduldiger und hartnäckiger Arbeit Zugang zu zwei Perreras verschafft. Dank dem wird hier nicht mehr getötet. Die Tiere werden gut behandelt, sie haben Auslauf, werden medizinisch betreut und man bemüht sich um eine schnelle Vermittlung. 
(ETN-Bericht über den Tierschutz auf Fuerteventura in RespekTiere Januar 2011)

              
 
Unwahr an diesem Bericht ist etwa die Bezeichnung „ETN-Partner Tierhilfe Fuerteventura“. Die Tierhilfe Fuerteventura ist kein ETN-Partner und deren erste Vorsitzende distanziert sich von dieser Bezeichnung nachdrücklich (siehe unten).

Ganz nebenbei: Wenn kritischen Journalisten solche kapitalen „Fehler“ unterlaufen würden, hätten sie vom ETN sofort eine Unterlassungserklärung auf dem Tisch …

Wie passt dieser ETN-Bericht aus Januar 2011 mit den katastrophalen Zuständen im Dezember 2011, wie sie Claudia Verlande dokumentiert,  zusammen?

Der Bericht in RespekTiere endet mit einem Unterstützerbekenntnis und einem indirekten Spendenaufruf:

               Der ETN unterstützt den Tierschutzverein Okapi seit langem und plant in diesem Jahr eine groß angelegte Kastrationsaktion.
(ibid.
              
 
 
Warum muss für einen Tierschutzverein, von dem nur wenige Monate später schon die Gemeinde 26.000 Euro zurückverlangt, der gemäß dem Verlande-Bericht mit bis zu 25.000 Euro monatlich von der Tierhilfe Fuerteventura unterstützt wurde, warum muss für diesen noch einmal extra zu Spenden für eine „Kastrationsaktion“ aufgerufen werden? Kastrationen, von denen Verlande berichtet, dass kastrierte Tiere aufgrund der verheerenden hygienischen Bedingungen postoperativ verendet seien?

Von so viel Unterstützung können deutsche Tierheime nur träumen

 

Von Geldern in dieser Höhe würde manches deutsche Tierheim träumen! Und der Redaktion sind besonders in Süddeutschland mehr als eine Tierschutzorganisation, auch unter dem Dach des Deutschen Tierschutzbundes e. V., bekannt, die dringend Gelder für Kastrationsaktionen benötigen, diese nicht bekommen und deshalb nicht kastrieren können. Aber bei den Tieren, denen hier Tierschutz versagt wird, handelt es sich eben auch nur um Katzen in Deutschland.

Wo ist das viele Geld, das in den Tierschutzverein Okapi floss,  geblieben?

Noch einmal zurück zu Verlandes Statement, der ETN habe die Zusammenarbeit mit Okapi schon „seit langem“ eingestellt. Ein aktueller Screenshot der ETN-Site vom 16. Dezember 2011 weist in der Rubrik „Unsere Partner – Spanische Inseln“ folgenden Eintrag auf:

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Bildzitat Screenshot von https://www.etn-ev.de/net/ibinsel.html  , der ETN-Website in der Rubrik PARTNER am 16.12.2011


Allerdings, das soll hier nicht unterschlagen sein, gäbe es – nach unbestätigten Angaben – ein offizielles Schreiben des ETN aus dem Sommer 2011 an den Tierschutzverein Okapi dahingehend, dass der ETN keine finanzielle Unterstützung mehr leisten werde. Ob diese Information stimmt, lässt sich nicht überprüfen, denn der ETN beantwortet keine Presseanfragen der Redaktion.
 

Bleiben als überprüfbare Tatsachen:

* Der aktuelle Screenshot von der ETN-Website.
* Die Bilddokumente von Claudia Verlande, die belegen, dass  sich das vom Tierschutzverein Okapie betriebene Tierheim auch im Dezember 2011 mit einem Schild am Gebäude als ETN-Partner ausweist.
 


Berichte der Tierhilfe Fuerteventura

Wo sind die üppig geflossenen Gelder geblieben? Das weiß auch die Tierhilfe Fuerteventura nicht, welche die enormen Differenzen mit der Okapi-Präsidentin auf ihrer Homepage dokumentiert:
 
Dort ist auch die Rede davon, dass die Tiere hungern müssen und kein Geld für Medikamente zur Verfügung stehe.

Aber auf beiden Seiten wird scharf geschossen, denn die Okapi-Präsidentin Cavalieri  wiederum habe in einem Facebook-Eintrag der Tierhilfe Fuerteventura vorgeworfen, Tiere an deutsche Versuchslabore zu verkaufen (Link wie oben). Die THF kündigt für diese Verleumdungen juristische Schritte an.

Ach ja, diese permanenten Ankündigungen von juristischen Schritten … Man ist es schon leid. Ob das den Schaden dann wirklich heilt?


Von wem nun wieder Doggennetz oder auch Hund Oberhausen für ihre Berichterstattung über diesen gar nicht so kleinen Spenden- und Tierschutzskandal angedroht werden sollten, darüber wird Sie diese Redaktion zeitnah unterrichtet halten!

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Tierheim Okapi, Fuerteventura: Kommentar überflüssig?
Bild: Claudia Verlande

Tierhilfe Fuerteventura?

Jessica Allkemper, die seit 23. Juni 2011 neue erste Vorsitzende der Tierhilfe Fuerteventura ist,  hat nach Kenntnisnahme der Doggennetz-Recherchen initiativ Kontakt mit der Redaktion aufgenommen und offene Fragen beantwortet. Entschieden weist sie die unwahre Tatsachenbehauptung aus oben zitiertem ETN-Bericht zurück, die Tierhilfe Fuerteventura sei „ETN-Partner“. Die Tierhilfe Fuerteventura gehört unter das Dach des Deutschen Tierschutzbundes e. V.

Das ist auch so ein Phänomen: Warum wird ein und derselbe Tierschutzverein auf Fuerteventura sowohl von einem Verein unter dem Dach des Deutschen Tierschutzbundes wie von einer Konkurrenz-Groß-Orga wie dem ETN unterstützt?


Vor Ort in Fuerteventura versucht die THF im Moment, auch im Gespräch mit den Behörden die Situation für die Tiere so rasch wie möglich zu verbessern.

Allkemper weist darüber hinaus darauf hin, dass sich die Situation in Okapi insbesondere seit Sommer 2011 und mit Amtsantritt von Gabriella Cavalieri so dramatisch verschlechtert habe.
 

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Doggennetz.de-Senf:

Auch diesen neuerlichen Skandal werden, so die Vermutung von Doggennetz.de, Spender und Tierfreunde easy wegstecken. Es ist nicht wirklich zu erwarten, dass sich gravierend etwas ändert. Nur die Löcher, in denen fünf- und mehrstellige Spendenbeträge versinken, die wandern eben!

Und für die Tiere spielt es schlussendlich keine Rolle, ob sie unter der Verantwortung spanischer „Hundehöllen“betreiber hungern, leiden und sterben oder mit Unterstützung deutscher Spendengelder!

Wenn es doch eine Rolle spielte, fiele es in die „Macht“ derer, die derlei finanzieren – die Spender! Aber die erkaufen sich mit ihrer Überweisung das Wohlgefühl der guten Tat und scheinen sich nicht wirklich dafür zu interessieren, was mit dem Geld geschieht.

Haben sich die schlimmen Zustände über Nacht eingestellt? Dass die von Verlande berichteten Verhältnisse zutreffend seien, das bestätigt auch Allkemper.

Wer ist schuld? Wem fällt die Verantwortung zu? Das ist im Moment nicht abschließend festzustellen.

Apropos Allkemper: Die Tierhilfe Fuerteventura gehört unter das Dach des Deutschen Tierschutzbundes e. V. Wenn Onkel Wolfgang erfährt, dass Allkemper mit DIESER Redaktion gesprochen hat (und das auch noch freundlich, auskunftsbereit, konstruktiv etc.), dann gibt es aber bös‘ eines aufs Mützchen.

Denn für alle „Großen“ gilt: Streng achten Sie darauf, dass keine kritisch begleitende Pressearbeit möglich ist! Sei es, dass angeschlossenen Vereinen empfohlen wird, nicht mit Doggennetz oder CharityWatch.de zu kommunizieren wie beim DTSB, sei es, dass Presseanfragen wie beim ETN gewohnheitsmäßig ignoriert werden.


DAS ist mit ein Grund, warum es mit schöner Regelmäßigkeit zu Skandalen kommt!
 

Nachricht an Gabriella Cavalieri:

Sehr geehrte Frau Cavalieri,

Ihr Vorwurf an die Tierhilfe Fuerteventura, diese würde Tiere in Versuchslabors geben, ist sehr schwerwiegend.

Sollten Sie allerdings für diesen Vorwurf gerichtsfeste Beweise vorlegen können, dann wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an diese Redaktion oder an CharityWatch.de. Dabei genießen Sie selbstverständlich auch Informantenschutz, wenn Sie das möchten!

Mit freundlichen Grüßen

Karin Burger
www.doggennetz.de